Der Euro setzt nach einer kurzen Korrektur seinen Anstieg fort. Für 1 Euro werden aktuell 1,1160 Franken bezahlt - nach 1,1055 Franken zum Monatsauftakt. Schlechte Konjunkturdaten aus der Schweiz rechtfertigen die seit inzwischen sieben Wochen andauernde Schwächephase des Franken. Zudem können sich Anleger darauf verlassen, dass im Euroraum immer genügend Geld da ist. Hintergrund ist ein ausgetüfteltes Schneeballsystem.
Im Einzelhandel der Schweiz hat es schon einmal bessere Zeiten gegeben. Im Dezember 2015 lagen die Umsätze um 1,6% niedriger als im Dezember 2014, teilt das Bundesamt für Statistik mit. Erste Bremsspuren der Zinspolitik werden sichtbar. Die Tatsache, dass in der Schweiz die tiefsten Zinsen der Welt gelten, ist für die Konjunktur nicht ganz ungefährlich.
Banken müssen bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) einen Strafzins von -0,75% entrichten. Um dies zu kompensieren, heben die Geldhäuser die Zinsen bei Verbraucher- und Unternehmenskrediten an. Denn man werde auf keinen Fall negative Zinsen den Sparern in Rechnung stellen, wie UBS-Verwaltungsratschef Axel Weber auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos noch einmal hervorhob.
Italien ist das Paradebeispiel dafür, dass die Verantwortlichen des Euroraum durch das Übertünchen von Problemen eine Endlos-Krise geschaffen haben. Ministerpräsident Renzi kündigt tiefgreifende Veränderungen der Wirtschaft an. Die Reformausbeute ist allerdings mager. Die Arbeitslosenrate ging zum Jahreswechsel nicht wie erhofft auf 11,2% zurück, sondern verharrte bei 11,4%.
Mario Draghis Heimatland hängt am Geldtropf der EZB. Italien braucht einen weichen Euro, wie die Luft zum atmen. Die Stahlindustrie - nach Deutschland die zweitgrößte der EU - hätte bei einem Eurokurs von 1,40 Dollar keine Chance. Dann wäre Importstahl aus China und Russland sehr viel günstiger als heimisch produzierter Stahl. Draghi sorgt aber mit der Abschwächung des Euros dafür, dass die Preise für Importstahl und die Stahlpreise italienischer Produzenten gleichauf liegen.
Italiens Banken haben faule Kredite in Höhe von 200 Milliarden Euro. Durch eine komplizierte Bad-Bank-Konstruktion mit staatlichen Garantien lässt sich die Lage etwas beruhigen. Die bei der EZB angesiedelte europäische Bankenaufsicht erweist sich als zahnloser Tiger im Umgang mit den Geldhäusern. Denn die richtige Medizin wäre, die Banken zu Kapitalerhöhungen zu zwingen. Das verhindert allerdings Italiens Bankenlobby.
Das von Draghi ins Leben gerufene System, mit den die EZB zunächst ankündigt sämtliche finanziellen Risiken im Euroraum zu absorbieren (Whatever-it-Takes), um dann wenig später durch den Kauf von Staatsanleihen beginnt, das Ganze in die Tat umzusetzen, funktioniert bisher einwandfrei. Es darf allerdings bezweifelt werden, dass dieses auf Zentralbankgeld beruhende Schneeballsystem einen konjunkturellen Abschwung - der irgendwann kommen wird - aushält.
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EUR/CHF-Kurs profitiert vom Schneeballsystem
02.02.16
11:52