Der Eurokurs purzelt unter 1,11 Franken, nachdem die EU-Kommission ihre Konjunkturprognose eindampft. Deutschlands exportabhängige Wirtschaft wird von den USA und China in die Zange genommen. Angela Merkel versucht mit öffentlichen Ausgabenprogrammen gegenzusteuern. Währungsromantiker von der Deutschen Bank und der Bank of America träumen von einem globalen Abkommen zur Steuerung von Wechselkursen (Plaza Accord II). Die Schweiz und ihr Franken wären wohl wie schon vor 30 Jahren nicht mit von der Partie, könnten aber erneut profitieren.
Gemäß der neuen Konjunkturprognose der EU-Kommission wird die Wirtschaft im Euroraum im laufenden Jahr ein Wachstum von 1,8% erreichen. Das sind 0,1% weniger als man im Herbst prognostiziert hatte. Die Chancen stehen gut, dass es weitere Senkungen gibt. In Brüssel fürchtet man sich vor einen China-Crash, lässt Währungskommissar Pierre Moscovici durchblicken. Sollten die USA dann noch wegen des starken US-Dollars von einer Industrierezession in eine richtige Rezession fallen, könnten sich die Europäer vermutlich glücklich schätzen ein Wachstum von 1% auf die Beine zu stellen.
Die deutsche Industrie steht auf wackligen Beinen, wie aktuelle Zahlen zum Auftragseingang zeigen. Bundeskanzlerin Angela Merkel steuert mit Ausgabenprogrammen und einer kleinen Portion Wirtschaftsdirigismus gegen. Fast kein Tag vergeht, an dem die Große Koalition in Berlin nicht neue Pläne zum Verprassen öffentlicher Gelder vorstellt. Ein Beispiel: Verteidigungsministerin von der Leyen will mehr Geld für die Bundeswehr, obwohl sie ihre vorhandenen Mittel wegen des desaströsen Beschaffungswesen nicht imstande ist auszugeben.
Der bei der Deutschen Bank zuständige Research-Chef für den Bereich Währungen, Alan Ruskin, und der Chef-Investment-Stratege der Bank of America, Michael Hartnett, schlagen einen globalen Wechselkurs-Deal vor. Die USA, Westeuropa, Japan und China sollten mit gemeinsamen Interventionen am Devisenmarkt die Lage an den Finanzmärkten beruhigen. Neben dem Unterdrücken von Volatilität geht es des westlichen Ländern darum, die Abschwächung der chinesischen Währung zu stoppen. Vom Yuan geht eine weltweite Deflation aus.
Die Chancen, dass ein solches Abkommen zustande kommt, sind äußerst gering. Hintergrund ist die enorme Koordination, die erforderlich wäre. Zuvor müssten sich die Länder noch auf einen gemeinsamen Nenner einigen, was wegen unterschiedlicher Interessen fast unmöglich scheint. Dennoch behalten viele einen Plaza Acoord II im Hinterkopf. Sollte es nämlich zu einer globalen Finanzkrise kommen, wäre die Bereitschaft zur Kooperation sicher sehr viel größer als sie es momentan ist.
Mit dem Plaza Accord schwächten die USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Japan Mitte der 1980er Jahren den US-Dollar ab. Für Japan war das Abkommen fatal. Es führte zu einer Aufwertung des Yen, Vermögensblasen und Deflation. Der Schweiz half das Plaza Abkommen hingegen eine im Jahr 1978 eingeführte Kopplung an die Deutsche Mark (DM) zur Abschwächung des Frankens an den Märkten duchzuboxen. Die DM wertete seinerzeit zum Dollar und infolge auch zum Franken auf. War 1 Dollar 1985 noch 2,94 DM wert, waren es 1990 nur noch 1,62 DM.
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Das weltweite Wechselkurs-System auf dem Prüfstand
05.02.16
11:23