Der klassische Franken-Kredit in Österreich ist endfällig: Die gesamte Kreditsumme muss am Ende der Laufzeit zurückgezahlt werden. Die Laufzeit liegt in der Regel bei 25 Jahren. Um die Rückzahlung auf einen Schlag stemmen zu können, ist der Kredit mit einem Tilgungsträger verbandelt. Und dort bahnt sich ein Paukenschlag an. Die Situation beim Tilgungsträger ist vergleichbar mit der beim Mindestkurs vor einem Jahr: Erst Absturz, dann Erholung.
Viele Tilgungsträger bestehen aus Beteiligungen an Fonds. Finanzmakler haben den Kreditnehmern oft eine fondsgebundene Lebensversicherung "verkauft". Hierbei handelt es sich um ein für die Berater besonders provisionsstarkes Produkt. Den Kunden ist in der Regel nicht bekannt, dass in den ersten Jahren nach dem Abschluss des Tilgungsträgers ihre monatlichen Zahlungen in den Provisionstopf des Verkäufers fließen. Erst wenn der Finanzmakler seine Provision in der Tasche hat, geht es mit dem Geldanlegen an der Börse tatsächlich los.
"Der Knackpunkt ist dann der Tilgungsträger", sagte Klaus Grubelnik von der Finanzmarktaufsicht (FMA) der "Wiener Zeitung" bereits vor Jahren. Viele Tilgungsträger, wie fondsgebundene Lebensversicherungen, drohen wegen der schlechten Performance an der Börse "unter Wasser" zu geraten. Das Problem: Der Wert des Tilgungsträger steigt nicht wie geplant, um den endfälligen Kredit zur Gänze zurückzuzahlen. Es entsteht eine Deckungslücke.
"Der Abschwung setzt sich fort. In den kommenden Monaten fällt der Dax zunächst unter 9.300 Punkte, und im weiteren Verlauf werden dann vermutlich Kurse unter 8.000 Zähler kommen", prognostizierte der Zyklenforscher Wilfried Kölz bereits Ende 2015 auf "Börse Online". "Das angekündigte Tief unter 9.300 oder sogar unter 8.000 Punkten kommt noch im Jahr 2016. Anschließend erfolgt eine längere Aufwärtsbewegung, die bis 2017 oder vielleicht sogar bis 2018 dauert", so Kölz, der bereits den Absturz der VW-Aktie korrekt vorausgesagt hatte.
Die meisten Tilgungsträger stünden bei einem Dax-Absturz erst einmal tief unter Wasser. Die Deckungslücke wäre ähnlich groß wie nach der plötzlichen Aufhebung des Euro-Mindestkurses bei 1,20 Franken . Diesmal käme das Ungemach allerdings nicht von der Wechselkursfront, sondern vom Tilgungsträger.
Wer das Tief an den Börsen mitmacht und Anteile an der fondsgebundenen Lebensversicherungen günstiger einkauft, könnte am Ende belohnt werden. Der Zyklenforscher stellt ja eine längere Aufwärtsbewegung für 2017/18 in Aussicht. Für die meisten Häuselbauer würde es sich somit noch ausgehen. Denn die so genannte Abreifungsspitze der in Österreich ausgereichten Franken-Kredite liegt in den Jahren 2020-2025.
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Mit dem Tilgungsträger durchs Tal der Tränen
07.02.16
12:26