Wie geht es mit dem EUR/CHF-Kurs weiter? Das Fazit
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Wie geht es mit dem EUR/CHF-Kurs weiter? Das Fazit

Der rasche Anstieg des Euros zum Schweizer Franken in das Jahr 2016 war so nicht erwartet worden. Die meisten Marktbeobachter hatten mit einem Aufenthalt in der Komfortzone gerechnet. Dieser zwischen 1,0750 und 1,0950 Franken liegende Bereich tauscht der Eurokurs aber gegen einen 12-Monatshoch bei 1,12 Franken ein. Nun stellt sich die Frage: Wie nachhaltig ist diese Aufwärtsbewegung?

Es kann wohl mit Fug und Recht behauptet werden, dass niemand weiß, in welche Richtung sich der Euro-Franken-Kurs entwickeln wird. Die einen warnen vor einem Rückfall des Euros auf 1,05 Franken, weil die Europäische Zentralbank (EZB) immer mehr Billiggeld druckt. Hinzu kommen die Probleme im europäischen Bankensektor. Die bei der EZB angesiedelte Bankenaufsicht ist weit davon entfernt die brenzliche Lage in den Griff zu bekommen.

Die anderen verweisen auf eine Überbewertung des Frankens. Diese These wird von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in regelmäßigen Abständen aufgegriffen, um eine Art Pseudo-Überbewertung im Gedächtnis der Marktakteure zu verankern. Beweise für eine Überbewertung gibt es freilich nicht. Man könnte genauso gut behaupten, der US-Dollar sei zum Euro massiv überbewertet, weil 1 Euro aktuell nur einen Gegenwert von 1,12 Dollar hat - nach 1,60 Dollar im Sommer 2008.

"Niemand sollte die Währung handeln, angesichts der Illiquidität des Devisenpaars", sagt Thomas Kressin, Leiter für Devisen beim Vermögensverwalter Pimco, laut einem Bloomberg-Artikel. Das Risiko-Ertrags-Profil sei in Anbetracht all der politischen Unsicherheiten, die involviert sind, zu schwer einzuschätzen.

Das einzige, was einigermaßen funktioniere, um den Euro-Franken-Kurs vorauszusagen, sei die Charttechnik, meinen viele Fachleute. Und das auch erst seit einem Jahr. Hintergrund ist die Aufhebung des Euro-Mindestkurses bei 1,20 Franken. Damit hat die SNB das Devisenpaar in den freien Markt entlassen. Seitdem kann man wieder Unterstützungen, Widerstände, Aufwärts- und Abwärtstrend identifizieren.


Aktuell stellt sich die Lage wie folgt da: Der Eurokurs konnte seine Gewinne nicht konservieren. Er sank in den letzten zwei Handelstagen von 1,1198 auf 1,1032 Franken. Anschließend erholte er sich etwas auf 1,1049. Zwar befindet sich bei 1,1050 eine wichtige Unterstützung. Die Aufmerksamkeit muss aber momentan dem Tief bei 1,1032 gelten.

Sollte der Eurokurs im Verlauf der nächsten Woche 1,1032 Franken unterbieten, wäre das ein Verkaufsignal. Der kurzfristige Aufwärtstrend, der den Euro zwischen dem 18. Dezember 2015 und 4. Februar 2016 von 1,0755 auf 1,1198 trug, bekäme eine Pause. Eine Korrektur, die etwa zwei Drittel der zuvor erzielten Gewinne wieder einkassiert, wäre wahrscheinlich, so dass der Euro bis Anfang März auf 1,0903 Franken sinken müsste.

Das würde insofern Sinn machen, weil sich bei 1,0900-1,0920 eine wichtige Unterstützung befindet und der SNB nachgesagt wird, dass sie erst bei 1,07 Franken interveniert. Über 1,07 gibt es somit ein freies Floating, was die Zuverlässigkeit charttechnischer Signale deutlich erhöht.