Zinsersparnis nicht vom Wechselkurs verwelken lassen
Home » » Zinsersparnis nicht vom Wechselkurs verwelken lassen

Zinsersparnis nicht vom Wechselkurs verwelken lassen

Gute Nachrichten für Franken-Kreditnehmer: Die Zinsen in der Schweiz sind wieder am fallen. Der CHF 3-Monats-Libor steht kurz davor unter -0,80% abzutauchen. Dafür geht es aber beim Wechselkurs bergab. 1 Euro ist 1,10 Franken wert - nach 1,12 Franken Anfang Februar 2016. Besser wäre natürlich ein Anstieg beim EUR/CHF. Das Zusammenspiel zwischen Zinsen und Wechselkurs ist eines der letzten großen Geheimnisse eines jeden Fremdwährungskredites.

Es macht eigentlich kein Sinn: Sowohl die Zinsen, als auch der EUR/CHF-Kurs sind derzeit am fallen. Wenn die Zinsen in der Schweiz sinken, verliert der Franken an Attraktivität, könnte man meinen. Im Gegenzug müsste der Euro eigentlich stärker werden. Doch dazu kommt es nicht.

Beispiel:
Ein endfälliger Franken-Kredit im Gegenwert von 150.000 Euro wird im August 2001 aufgenommen. Damals liegt der EUR/CHF-Wechselkurs bei 1,52. Die Kreditsumme beläuft sich auf 228.000 Franken (150.000 mal 1,52). Bei einem Zinsaufschlag (Marge) von 1%, einem CHF 3-Monats-Libor von -0,78% und einem EUR/CHF-Kurs von 1,10 ergibt sich aktuell folgende Zinsbelastung.

Zinsberechnung Februar 2016:
  • Ein CHF 3-Monats-Libor von -0,78% zzgl. 1% Zinsaufschlag = 0,22% Kreditzins
  • 0,22% von 228.000 Franken = 502 Franken Zinsen pro Jahr (p.a. - per annum)
  • 502 Franken zum EUR/CHF-Kurs von 1,10 zurückgerechnet = 456 Euro

Bei der Kreditaufnahme im Jahr 2001 lag der CHF 3-Monats-Libor noch bei 3,50%.

Zinsberechnung August 2001:
  • Ein CHF 3-Monats-Libor von 3,50% zzgl. 1% Zinsaufschlag = 4,50% Kreditzins
  • 4,50% von 228.000 Franken = 10.260 Franken Zinsen pro Jahr
  • 10.260 Franken zum EUR/CHF von 1,52 zurückgerechnet = 6.750 Euro

Die massive Zinsersparnis von derzeit mehr als 6.000 Euro pro Jahr hat ihren Preis. Sie wurde durch einen Rückgang des EUR/CHF-Wechselkurses erkauft. Sollte sich dieser Zusammenhang bis zur Fälligkeit der meisten Franken-Kredite in den Jahren 2020-2025 auflösen, wäre das für Kreditnehmer wie ein Sechser im Lotto. Sie könnten die Zinsersparnis behalten und würden wegen dem EUR/CHF-Anstieg einen Rückgang der Kreditsumme mitnehmen.

Es muss aber nicht notwendigerweise bis zum Laufzeitende gewartet werden. Stattdessen macht man sich die Trägheit des Zusammenspiels zu schaffen. Der EUR/CHF-Wecheslkurs steigt in der Regel zuerst. Mit einer Verzögerung steigen dann auch die Zinsen, die von den Banken zum jeweils folgenden Quartal angepasst werden.

Sollte es beispielsweise zu einem kurzen Anstieg des Euros auf 1,20 Franken kommen, dürfte sich bei vielen Kreditnehmer Wechselkursverlust und Zinsersparnis gegenseitig aufheben. Sie stünden Plus-Minus-Null da. Nun würde es Sinn machen, seine Schäfchen ins Trockene zu bringen, in dem man in einen Euro-Abstattungskredit konvertiert, dessen Zinsen ja immer noch deutlich niedriger wären, als die bei der Erstkreditaufnahme vor einem Jahrzehnt.


Denkbar wäre auch das Switchen in einen Yen-Kredit. Japans Währung ist gemäß einer Studie der Deutschen Bundesbank bei weitem nicht so sicher wie die Währung der Schweiz. Daraus folgt, dass der Japanische Yen in normalen Zeiten eher abwerten dürfte als der Schweizer Franken.

Zum Thema:
Zusammenfassung Bundesbank-Studie über Schlechtwetterwährungen (Siehe vorletzter Absatz)