Beispiel:
- Ein Kreditnehmer hat sich im Jahr 2002 in Schweizer Franken verschuldet.
- Es wurde ein Fremdwährungskredit im Gegenwert von 180.000 Euro (261.000 Franken) aufgenommen.
- Damals lag der Euro-Franken-Kurs bei 1,45.
Wegen des Rückfalls des Euro-Wechselkurses von 1,1198 Franken am 4. Februar 2016 auf 1,0865 Franken am 24. Februar 2016 (-2,97%) rutscht der Kreditnehmer etwas ins Minus. Die Kreditschuld klettert von 233.077 Euro auf 240.220 Euro. Zieht man die Zinsersparnis ab, ergibt sich ein freundlicheres Bild. Denn der Kreditnehmer ersparte sich in den letzten 14 Jahren etwa 33.000 Euro an Zinsen im Vergleich zu einem entsprechenden Euro-Kredit.
Unterm Strich ergibt sich ein Betrag von 207.220 Euro. Das sind 27.220 Euro mehr als bei der Kreditaufnahme. Um das Minus wegzubekommen, müsste der Euro auf 1,26 Franken steigen. Das ist im Lichte der Kursentwicklung der letzen Monaten und Jahre eher unwahrscheinlich. Der Fremdwährungskreditnehmer kann aber darauf vertrauen, dass er über die Zins-Schiene zum Erfolg kommt.
Hier kommen die negativen Zinsen in der Schweiz zum tragen. Der für die meisten Franken-Kreditnehmer maßgebliche CHF 3-Monats-Libor sank seit Jahresbeginn von -0,76% auf -0,81%. Das führt dazu, dass bei einem durchschnittlichen Zinsaufschlag (Marge) von 0,50-0,75% viele Kreditnehmer keine Zinsen zahlen. Sie müssten theoretisch sogar mit ihren Krediten etwas verdienen. Das prüfen gerade die Gerichte. Ein Urteil des Obersten Gerichtshofes dazu wird im Sommer erwartet.
Weiterlesen: Franken-Kredite: Das Zins-Monopol der Banken wackelt
Wohl war ist, dass die Zinsen im Euroraum inzwischen auch auf einem Rekordtief sind. Die Zinsersparnis obigen Franken-Kreditnehmers gegenüber einem Euro-Kredit liegt aber immer noch bei etwa 1.100 Euro pro Jahr. Der 3-Monats-Euribor steht aktuell "nur" bei -0,20%. Bei einem Einfrieren des Euro-Wechselkurses auf 1,0865 Franken würde es 25 Jahre dauern, bis der Kreditnehmer über die Zinsersparnis mit Plus-Minus-Null dastünde. In der Praxis dürfte es auf eine Zwischenlösung hinauslaufen.
Quelle: Finanzmarktaufsicht Wien (FMA) |
Die meisten Franken-Kredite in Österreich werden in den Jahren 2020-2030 fällig. Bis dahin könnte der Euro bei 1,15-1,20 Franken sein, so dass die Kombination aus Wechselkursanstieg und Zinserparnis den Kreditnehmer auf Plus-Minus-Null brächte. Stünde der Euro am Laufzeitende bei 1,00 Franken, blieben Kreditnehmer auf einem Verlust von etwa 20.000 Euro sitzen. Aber auch dieser Verlust wäre in vielen Fällen verschmerzbar, rechnet man die Wertsteigerung der erworbenen Immobilie gegen. Hinzu kommt, dass man nicht von steigenden Mieten betroffen ist.