Gierige Anleger stürzen sich auf die Schweiz
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Gierige Anleger stürzen sich auf die Schweiz

Der Euro-Franken-Kurs kann sich trotz vier Tagen Talfahrt kaum erholen. Er notiert weiterhin unter 1,09. An den Börsen herrscht Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung. EZB, Fed und Bank von Japan machen sich zum Diener von Börsianern. Die Geldpolitik wird gelockert, um ein erneutes Börsenbeben zu verhindern. Anleger entdecken dabei die Schweiz. Das ist ein schlechtes Omen für den Euro.

Börsianer finden es prima, dass die Notenbanken Geld drucken. Die Erwartungen der Finanzmarktexperten an die Konjunkturentwicklung in Euroland fallen überraschend positiv aus. Der ZEW-Index erreicht im März einen Stand von 10,6 Punkten und lag damit 2,6 Punkte höher als erwartet. Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich klettert von 53,3 Zähler auf 54,0 Punkte, wie das Forschungsinstitut Markit mitteilt.

Die US-Notenbank (Fed) habe Anlegern vor einer Woche ein Geschenk gemacht, hört man von der Wall Street. Eigentlich hätte sie eine zweite Zinserhöhung in Aussicht stellen müssen, weil die USA kurz vor der Vollbeschäftigung stehen und die Inflation am steigen ist. Fed-Chefin Yellen sah davon den globalen Aktienmärkten zuliebe ab. Denn die hätten allergisch reagiert und womöglich ihre Gewinne der letzten Wochen wieder abgegeben.


Auf einem unermüdlichen Lockerungspfad befinden sich Europäische Zentralbank (EZB) und Bank von Japan. Sie können wegen einer Nullinflation aus dem Vollen schöpfen. Die japanische Notenbank kauft bereits fleißig Aktien. In der EZB denkt man laut über das sogenannten Helikoptergeld da. Notenbankchef Mario Draghi nannte Geldgeschenke für die Bürger zuletzt ein interessantes Konzept.

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Die gute Stimmung an den Börsen macht seit neuestem dem Euro-Franken-Kurs zu schaffen. Anleger entdecken Schweizer Aktien, die im Gegensatz zu deutschen Aktien mehr Kurspotential haben. Damit ist die Situation grundverschieden von der im letzen Jahr, als höhere Aktienkurse in Euroland oft mit einem Anstieg des Euro-Franken-Kurses einhergingen.

Ein Schweizer Aktienanleger konnte im April 2015, als der Dax über 12.000 Punkte kletterte, Kursgewinne, Dividenden und EUR/CHF-Wechselkursgewinne einstreichen. Inzwischen stellt sich die Situation umgekehrt da. Anleger aus dem Euroraum kaufen Schweizer Aktien, die recht günstig zu haben sind. Neben Kursgewinnen und Dividenden macht eine schwächerer Euro und ein stärkerer Franken Schweizer Anlagen noch attraktiver.