Der Franken schwächt sich nach Bekanntwerden eines Rekordverlustes der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ab. Infolge steigt der EUR/CHF-Kurs auf 1,0923. Das zuvor erreichte Tief bei 1,0808 - niedrigster Stand im Jahr 2016 - ist aus den Augen, aber nicht aus dem Sinn. Wird die Schweiz für perfide Spielchen am Devisenmarkt und dem Schikanieren ausländischer Franken-Kreditnehmer zur Kasse gebeten?
Ist sie schon ein Hedgefonds oder immer noch eine Notenbank? Gemeint ist die SNB. Ihr hat die Aufhebung des Euro-Mindestkurses bei 1,20 Franken einen Rekordverlust von 23,3 Milliarden Franken eingebrockt, wie nun bekannt wird. Euros im Wert von etwa 200 Milliarden Franken, die man zum Aufrechterhalten der Stützgrenze am Devisenmarkt gekauft hatte, waren am Schwarzen Donnerstag (15.01.2015) auf einen Schlag 15% weniger wert.
Jetzt geht für SNB-Chef Thomas Jordan das Spiel von vorne los. Er hat weiterhin eine tickende Zeitbombe in seinem Tresor. Der Fremdwährungsbestand von 575 Milliarden Franken steckt zu 42% in Euros und 33% in US-Dollar (Stand: 31.12.15). Jordan hat daher ein ureigenes Interesse daran den EUR/CHF-Kurs und auch den USD/CHF-Kurs nicht zu tief fallen zu lassen.
Die Rücklagen der SNB würden für einen erneuten Rekordverlust am Ende dieses Jahres nicht ausreichen. Jordan befindet sich somit in einer wechselkurspolitischen Zwangsjacke. Ein Sinkflug des Euros, wie er sich in den letzten Wochen angedeutet hat, würde ihm einen weiteren Milliardenverlust einbrocken, den dann die Schweizer Steuerzahler ausbügeln müssten (und nicht ausländische Franken-Kreditnehmer).
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Hinzu kommt, dass sich die Schweizer Wirtschaft abkühlen könnte. Dies gilt insbesondere für den Fall eines schnellen Rückfalls des EUR/CHF-Kurses, mit dem die Schweizer Exporteure nicht so gut zurecht kämen wie mit einem langsamen Rückgang.
Es macht daher Sinn, dass die SNB ab EUR/CHF-Kursen bei 1,0750 eingreift, wie es von den Devisenexperten des ING Finanzkonzerns prognostiziert wird. Jordan dürfte auch wieder kräftig mit der Werbetrommel rühren und seine Copy-Paste-Rhetorik ("Der Schweizer Franken ist überbewertet") bemühen, um den Eurokurs nahe bei 1,10 Franken zu halten.
Neben der Wechselkursfront kämpft die SNB seit neuestem auf einem für sie ungewohnten Terrain - einem ordentlichen Gericht. Für diesen Auftritt braucht die Schweizerische Nationalbank eine neue Strategie. Denn das Verbreiten von Unwahrheiten, wie vor der Aufhebung des Euro-Mindestkurses, werden ihr die österreichischen Richter kein zweites Mal durchgehen lassen.
In der Klage eines Franken-Kreditnehmers gegen die SNB liegt jede Menge Sprengstoff. Müsste die SNB Schadenersatz zahlen, wäre das ein Desaster für die ganze Schweiz. Sie wäre öffentlich bloßgestellt, weil sie mit ihrer Notenbank Franken-Kreditnehmer in Österreich und Osteuropa ausgebeutet hätte.
Zum Thema:
Franken-Kreditnehmer klagen Schweizer Notenbank, Wirtschaftsblatt, 29.02.16
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Schweizer Notenbank wird von einer Jägerin zur Gejagten
05.03.16
11:46