"Nach der erneuten geldpolitischen Lockerung der EZB im März (u.a. Leitzinssenkung auf 0,00%, Aufstockung der monatlichen Wertpapierkäufe) ist der Schweizer Franken nicht unter Druck geraten", stellen die Devisenexperten der Deka Bank fest. Der EUR/CHF-Kurs habe sich relativ stabil um 1,09 gehalten.
Ein Grund für die Stabilität dürfte sicherlich in den Eingriffen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) liegen. Die SNB beichtete vor einer Woche umfangreiche Euro-Stützungskäufe. Wäre da nicht die Vorschrift die Höhe der Devisenreserven an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zu übermitteln, würde die SNB wahrscheinlich alles tun, damit diese Information nicht nach außen dringt.
Ein weiterer Grund für die Euro-Stabilität bei 1,09 Franken besteht in einem von den Finanzmärkten erahnten Sinneswandel im EZB-Rat. Der Markt weiß grundsätzlich immer alles, lautet ein altes Sprichwort an der Börse.
Sollte es keine klare Verbesserungen der wirtschaftlichen Situation geben, vor allem was die Inflation angeht, dann sehe ich keinen Raum für Änderungen bei der EZB, sagte Nowotny bei einer Veranstaltung in New York. Nowotny soll, im Gegensatz zu den Vertretern Deutschlands und der Niederlande, im EZB-Rat bisher alles mitgemacht haben, was im Draghi vorgab. Nun distanziert sich der Österreicher von dem Italiener. Daraus lassen zwei wichtige Schlussfolgerungen ziehen:
- Für Österreich ist offenbar der Punkt erreicht, an dem es mit den Lockerungen genug ist. Das dürfte auf die EZB-Ratsmitglieder von Slowenien und der Slowakei ausstrahlen, sich ähnlich zu positionieren.
- Mario Draghi ist nicht konsensfähig, weil er sich zu sehr als Taube, also als jemand, der in der Öffnung der Geldschleusen das Allheilmittel sieht, positioniert hat. Ein wirklicher Europäer als EZB-Chef würde einen Konsens zwischen den Falken und den Tauben ausarbeiten und Deutschland, das etwa ein Drittel der Eurozone ausmacht, einbinden. Draghi ist stattdessen "auf Krawall gebürstet". Er lockert die Geldpolitik mit seiner südeuropäischen Mehrheit, wohlwissend dafür heftig kritisiert zu werden.
Der EUR/CHF-Kurs dürfte langsam ansteigen und sich "Ende 2017 dem Niveau von 1,20 annähern", prognostiziert die Deka Bank. Sie betont dabei: "Voraussetzung für einen nachhaltig schwächeren Franken bleibt die erwartete wirtschaftliche Erholung in Euroland." Die Bank rechnet mit einer Erhöhung der Leitzinsen im Euroraum ab Herbst 2018.