Dem Horten von 1000-Franken-Scheinen zum Trotz, hat der Euro eine fabelhafte Woche hinter sich. Er klettert von 1,1030 Franken bis auf 1,1130 (höchster Stand seit Anfang Februar). Untermauert wird der Anstieg von sprudelnden Exportüberschüssen. Würde Amerika seine Hausaufgaben machen, wäre die Normalisierung des Euro-Franken-Kurs sehr viel weiter fortgeschritten.
Präsident Barack Obamas Demokraten fordern, alle müssen sich ändern, nur die Amerikaner nicht. US-Finanzminister Jack Lew segnete unlängst einen Bericht ab, der Deutschland als Weichwährungs-Manipulator brandmarkt. Es gibt wahrscheinlich kein Land auf dieser Welt, dass sich so sehr höhere Zinsen (und damit eine stärkere Währung) wünscht als Deutschland.
Momentan ist Lew auf dem G7-Gipfel in Japan und warnt den Gastgeber mit erhobenen Zeigefinger davor am Devisenmarkt den Yen abzuschwächen. Larry Summers, der frühere Wirtschaftsberater von Obama, ist eine Art FBI-Volkswirt. Er forderte in der "Financial Times" die Schweizer dazu auf, den 1000-Franken-Schein abzuschaffen, um kriminelle Machenschaften zu bekämpfen.
In der Schweiz hält man von solchen Forderungen nichts. Die Zahl der 1000-Franken-Scheine im Umlauf ist in den letzten zwei Jahren von 38,6 Millionen Franken auf 44,6 Millionen Franken gestiegen, teilt die Schweizer Notenbank mit. Als Hintergrund des Anstiegs gelten nicht etwa kriminelle Machenschaften, die laut Experten längst über Scheinfirmen bargeldlos abgewickelt werden, sondern negative Zinsen.
Das Dollarproblem
Die USA könnten sich selbst und der Weltwirtschaft einen großen Gefallen tun, wenn sie ihr hohes Handelsdefizit, das jeden Monat bei etwa 40 Milliarden US-Dollar plus x liegt, abbauen würden. Dazu müsste Corporate America bessere Waren herstellen, die die Amerikaner selbst und die Bürger in anderen Ländern auch kaufen wollen.
Würden die USA ihre Handelsbilanz ausgleichen, hätten sie jedes Jahr 0,4% mehr Wachstum. Hinzu kommt das durch Immigration erzielte Bevölkerungswachstum von 1%. Die Eurozone erreichte derweil im März einen Rekordüberschuss ihrer Handelsbilanz von 31 Milliarden Euro, meldete die Europäische Zentralbank (EZB).
Baut man in die Gleichung ein, dass die US-Staatsverschuldung als Verhältnis des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um etwa 15 Prozentpunkte höher ist als die der Eurozone und das Hillary Clinton und Donald Trump ihren Wählern demnächst Steuersenkungen versprechen dürften, wird das Ungleichgewicht nur noch größer.
Der US-Dollar ist somit viel zu hoch bewertet. Damit die Weltwirtschaft besser funktioniert, müsste der Euro auf seinen fairen Wert, den Volkswirte bei etwa 1,25-1,30 Dollar sehen, steigen. Das wäre dann wie ein Allheilmittel. Denn ein schwächerer Dollar würde auch Ölpreise und Inflation anschieben.
Darüber hinaus spräche eine Normalisierung des Euro-Dollar-Kurses für eine Normalisierung des immer noch von dem Mindestkurs-Aus gezeichneten Euro-Franken-Kurses. Insofern ist der Anstieg des Euros in den letzten zweieinhalb Monaten von 1,08 Franken auf 1,1130 Franken vielleicht erst der Anfang.
Home »
Marktkommentar
» Am Devisenmarkt knistert es: Wird 2016 Jahr des Euros?
Am Devisenmarkt knistert es: Wird 2016 Jahr des Euros?
22.05.16
06:38