Griechenland sichert sich weitere als Hilfskredite getarnte Transferleistungen. Die Briten kneifen vor dem EU-Austritt. Anti-Grexit und Anti-Brexit können den Eurokurs nicht davon abhalten, auf 1,1060 Franken abzurutschen. Unterdessen wird das Trommelfeuer der US-Notenbank (Fed) immer lauter. Die Anleger-Schafherde lässt sich von einer neuen Legende inspirieren.
Einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts ORB zufolge, wollen 55 Prozent der Briten in der EU bleiben. Damit haben die Brexit-Gegner einen Vorsprung von 13 Prozentpunkten vor den Befürwortern. Auch um einen Grexit muss man sich keine Sorgen machen. Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras hat mit seiner Forderung nach einem Schuldenerlass inzwischen auch den Internationalen Währungsfonds (IWF) auf seiner Seite.
"Er (Tsipras) setzt die Reformen nicht um und bekommt dennoch weitere Kredite. Er weiß, dass die Kreditgeber angesichts des Referendums über den Brexit keine neu aufflammende Krise in Griechenland wollen. Das Hilfsprogramm wird also weiter gehen, obwohl die Auflagen nicht erfüllt sind", erläuterte der Chef des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Yellens Schafherde
Die US-Notenbank (Fed) bearbeitet seit der Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls letzten Mittwoch intensiv die Märkte. Im Schnitt zwei Fed-Redner am Tag erzählen, man habe für das laufende Jahr zwei bis drei Zinserhöhungen in der Pipeline. Ein Ende des verbalen Dauerfeuers ist nicht in Sicht. Am Freitag greift Fed-Chefin Janet Yellen ein, elf Tage später hält sie noch eine Rede und weitere zwölf Tage später ist schon Fed-Sitzung.
Eine Notenbank, die so viel plaudert, ist suspekt. Inzwischen konnte die Leithammel-Fed der Anleger-Schafherde sogar einreden, dass Zinserhöhungen etwas Gutes sind. Folgende Legende kursiert seit neuestem: Wenn es die radikal taubenhafte Fed wagt die Zinsen zu erhöhen, dann muss es der US-Konjunktur fantastisch gehen.
Das Unterfangen der Fed, Anleger mit künstlich hoch gehaltenen Aktienkurse bei Laune zu halten, geht bisher voll auf. Die Märkte interessieren sich momentan nicht dafür, dass Hillary Clinton und Donald Trump umfangreiche Ausgabenprogramme auf Pump planen, die sich mit höheren Zinsen angesichts der massiven Staatsverschuldung der USA nicht finanzieren ließen.
Yellen wird aller Voraussicht nach wieder zurückrudern müssen und die großspurig angekündigten Leitzinserhöhungen vom Tisch nehmen. Als Vorwand könnte sie erneut Probleme in Europa und China nehmen. Denn die US-Wirtschaft ist nach Darstellung der Fed über jeden Zweifel erhaben, auch wenn sie im ersten Quartal gerade mal ein Wachstum von 0,13% schaffte.
Home »
Marktkommentar
» Für die Anleger-Schafherde ist das Glas halbvoll
Für die Anleger-Schafherde ist das Glas halbvoll
25.05.16
06:21