Binnen weniger Tage wurde das zerstört, was über Monate aufgebaut wurde. Der Euro sank zwischen dem 3. Juni und 10. Juni 2016 von 1,1105 auf 1,0845 Franken (-2,34%). Zunächst sah es so aus, dass es sich um etwa Vorübergehendes handelt. Doch angesichts einer neuen, seriösen Brexit-Umfrage und einem wieder sinkenden Euro-Dollar-Kurs wird die hohe Nachfrage nach dem Schweizer Franken zu etwas Dauerhaftem.
"Im gegenwärtigen Umfeld mit schwachen Daten aus Übersee und der Eurozone sowie aufkommender Nervosität zum "Brexit"-Ausgang ist der CHF wieder gesucht", kommentiert die St.Galler Kantonalbank. Ihre Wechselkursprognose steht plötzlich wieder im Fokus. Denn die Kantonalbank hatte bereits Anfang Mai, als 1 Euro noch 1,11 Franken wert war, gesagt, dass der Eurokurs über den Sommer bis auf 1,06 Franken zurückfallen könnte.
55% der Briten sind laut einer Umfrage der Demoskopen des Forschungsinstituts ORB inzwischen für den Brexit, während 45% einen Verbleib in der EU anstreben. Aus der Sicht der Briten ist die EU ein Anti-IWF. Der Internationale Währungsfonds (IWF) stellt Kredite, die zurückbezahlt werden müssen, für marktfreundliche Reformen zur Verfügung. Die EU hingegen verteilt Geldgeschenke, damit wirtschaftlich schwache Länder ihre Märkte öffnen.
Davon hat vor allem Exportkönig Deutschland etwas, aber nicht das Großbritannien dieser Tage, das nur wenige wettbewerbsfähige Exportgüter anzubieten hat. Frankreich profitiert massiv von den EU-Agrarsubventionen, die etwa 40% der EU-Vereinskasse ausmachen. Auch hier gibt es für die Briten nichts zu holen. Warum sollen sie also in der EU bleiben?
Gegenwind für den Euro-Franken-Kurs kommt auch vom Euro-Dollar-Kurs. Letzterer sank in den letzten zwei Tagen um knapp zwei Cents auf 1,1250. Die St.Galler Kantonalbank kalkuliert einen Rückfall bis auf EUR/USD 1,08 ein. Aus charttechnischer Sicht gehen für den Eurokurs die Lichter aus, sollte er unter eine Unterstützung bei 1,0830 Franken abtauchen.
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