EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker pocht auf einen schnellen vertraglichen Brexit. Er sagt: Es mache keinen Sinn mit den Verhandlungen bis Oktober 2016 zu warten. Das sieht nämlich der Fahrplan von David Cameron vor. Die EU erwarte, "dass die britische Regierung jetzt liefert. Der Gipfel am kommenden Dienstag ist hierfür der geeignete Zeitpunkt", erklärt EU-Parlamentspräsident Martin Schulz in der "Bild am Sonntag".
Noch nicht einmal die britische Währung, die am Brexit-Tag stärker einbrach als im September 1992, als George Soros die Bank von England knackte, hat so viel verloren wie David Cameron. Der Premierminister steht vor einem Fiasko. Sein Amt ist futsch, er hat die Gesellschaft gespalten und der britischen Wirtschaft eine Bürde auferlegt, unter der sie zusammenbrechen könnte.
Cameron hatte für den Fall eines Brexit-Votums vollmundig angekündigt, sofort mit den EU-Austrittsverhandlungen gemäß Artikel 50 zu beginnen. Nun sagt er: Erst in drei Monaten soll es losgehen. Es ist nicht seine erste Kehrtwende. Cameron hatte vor seiner Zeit als Premierminister jahrelang Stimmung gegen die EU gemacht. Dass sich nun gerade er in den letzen Wochen für ein Bremain aussprach, war extrem unglaubwürdig.
"Wir rechnen mit zusätzlichen Kapitalströmen in die Schweiz. Um zu verhindern, dass sich dadurch der CHF aufwertet, wird die SNB vermutlich intervenieren, und es ist nicht auszuschließen, dass sie die Zinsen sogar noch stärker in negatives Terrain senken muss."
Credit Suisse, Daily Focus, 24.06.16
Der "Wackelpudding Cameron" hat gravierende Folgen für den Devisenmarkt. Die Wirtschaft im Vereinigten Königreich braucht so schnell wie möglich Klarheit darüber, wie es jetzt weiter geht. Weil sie die nicht bekommt, dürfte das Britische Pfund weiter abwerten. Im Gegenzug hat der als sichere Hafe wahrgenommen Schweizer Franken leichtes Spiel seinen Wert zu steigern.
Die Konstellation spricht dafür, dass der Euro-Franken-Kurs sein 11-Monatstief vom Black Friday bei 1,0620 noch einmal unterbietet. Anschließend könnte der Euro dann wieder über 1,10 Franken steigen. Voraussetzung: Die Geldflut der Europäischen Zentralbank (EZB) lässt sich mithilfe neuer Taschenspielertricks in die Bilanzen der schwachen Eurozonen-Banken kanalisieren.