Dem Euro-Franken-Kurs gelingt eine überraschende Trendwende: War am Donnerstagabend 1 Euro mit 1,0776 Franken noch so wenig wert wie zuletzt vor einen halben Jahr, waren es wenige Stunden später plötzlich bis zu 1,870 Franken. Es kommt aus politischen Motiven zu einem Anstieg der Risikobereitschaft. Die Reaktion der Finanzmärkte auf den Tod der britischen EU-Befürworterin Jo Cox ist niederträchtig.
In Großbritannien wurde der Wahlkampf eine Woche vor dem Brexit-Referendum wegen dem tödlichen Vorfall vorübergehend unterbrochen. Das Lager der EU-Befürworter könnte von dem tragischen Ereignis profitieren, sagen politische Beobachter. Der Tod von Jo Cox habe dazu geführt, dass an den Finanzmärkten Positionen rückgängig gemacht wurden, was dem Euro einen Schub gegeben habe, zitiert Bloomberg den Experten Mansoor Mohi-uddin von der Royal Bank of Scotland.
Untermauert wird die kurze Stärkephase des Euro von guten Konjunkturdaten. Der sich überwiegend aus der Differenz von Exporten zu Importen zusammensetzende Leistungsbilanzüberschuss der Eurozone kletterte deutlich stärker als erwartet. In Deutschland boomt der Immobilienmarkt. Zwischen Januar und April 2016 wurden 31,2% mehr Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt als im Vorjahreszeitraum. Die deutsche Wirtschaft werde 2016 ein Wachstum von 1,9% und 2017 von 2,1% erreichen, prognostiziert das Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW).
Der Anstieg des Euros auf 1,0870 Franken stellt sich als vorübergehend heraus. Es geht schon wieder nach unten. Aktuell notiert der Wechselkurs bei 1,0833. Sollten die Wahlkämpfer in Großbritannien ihre Kampagnen fortführen, dürften die pietätlosen Finanzmärkte darauf mit einer erneuten Suche nach sicheren Häfen reagieren. Es wäre somit nicht verwunderlich, würde der Eurokurs zum Wochenschluss wieder unter 1,08 Franken notieren.
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Euro-Anstieg auf 1,0870 CHF eine Eintagsfliege?
17.06.16
10:58