In den letzten drei Handelstagen hat der Euro seine Kursverluste gegenüber dem Schweizer Franken nicht ausgeweitet. Das ist schon ein kleiner Erfolg, war er doch zuvor unterbrechungslos von 1,11 auf 1,08 Franken gesunken. Der Devisenmarkt räumt dem EUR/CHF-Kurs etwas Beinfreiheit ein. Was da gerade in Großbritannien passiert, ist ein erdrutschartiger Stimmungsumschwung.
Zwar gehen vor einem starken Franken schützende Absicherungen immer noch weg wie warme Semmel. Das Verhältnis zwischen einmonatigen Call-Optionen und Put-Optionen beim EUR/CHF-Kurs liegt aktuell bei -3,3%. Das heißt: Banken, Versicherungen, Vermögensverwalter und Hedgefonds rechnen mit einem Rückgang des EUR/CHF-Kurses. Zuvor sah es beim sogenannten 25-Delta Risk Reversal mit -3,55% jedoch noch düsterer aus für den Euro.
Buchmacher und Wettbüros sind weiterhin recht zuversichtlich, dass ein Brexit nicht passieren wird. Aus angenommenen Wetten leiten sie eine Wahrscheinlichkeit für einen EU-Austritt von lediglich 30-40% ab. Die Demoskopen sehen die Brexit-Wahrscheinlichkeit hingegen bei 55-60%. Die britischen Meinungsforschungsinstitute haben allerdings, wie viele EUR/CHF-Devisenprognostiker, eine sehr hohe Fehlerquote.
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Devisenhändler schauen auf die Wettbüros. Gehen sie mit den Quoten für einen EU-Verbleib runter, dann sinkt auch der Dollar-Pfund-Kurs (GBP/USD). Werden hingegen die Quoten für einen Verbleib erhöht, steigt GBP/USD. In den letzten zwei Tagen ist genau das geschehen: Die EU-Befürworter bekamen wegen eines tragischen Ereignisses Zulauf, woraufhin das Pfund von 1,40 Dollar auf 1,44 Dollar hochschoss.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) werde bei Bedarf aktiv, um den Franken zu schwächen, kündigte Notenbankchef Thomas Jordan an. "Devisenankäufe sind in der Tat ein viel flexibleres Instrument, um einer vorübergehenden Aufwertung des CHF entgegenzuwirken, als eine Zinssenkung. Sollten aber die Kapitalzuflüsse und der Aufwertungsdruck anhalten, kann unseres Erachtens eine Zinssenkung nicht ausgeschlossen werden", heißt es in einem Bericht der Credit Suisse.
Eine Zinssenkung wäre für Franken-Kreditnehmer ein gewisse Entschädigung für Wechselkursverluste. Die SNB könnte nach Einschätzung von Experten mit dem 3-Monats-Libor von aktuell -0,77% bis auf -1,25% nach unten gehen. Einen solchen Schritt dürfte sich die SNB für einen etwaigen Rückfall des Euro-Wechselkurses unter 1,00 Franken vorbehalten.
Zum Thema:
Zur Lage von Franken-Kreditnehmern in Österreich im Juni
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Euro fiebert bei 1,08 Franken Brexit/Bremain entgegen
18.06.16
11:26