Börsianer haben ihr Urteil gefällt: Der Verlierer der Brexit-Tage ist nicht etwa Großbritannien, sondern die Eurozone. Im Zentrum des Bebens stehen die Banken. Der Einbruch ihrer Aktienkurses zeigt, dass etwas nicht stimmt. Die Bankenaufseher tappen im Dunkeln. Hinzu kommt: Frankreich und Italien satteln nur bei den Wachstumsraten ihrer Staatsschulden drauf. Die Regierungen erweisen sich alles völlig unfähig ein vernünftiges Umfeld für mehr Wachstum und Beschäftigung zu entwerfen.
Der wichtigste Aktienindex von Großbritannien, der FTSE-100, klettert auf 6.360 Punkten. Damit steht das umgangssprachlich Footsie genannte Börsenbarometer um 22 Punkte höher als vor dem Brexit-Votum. Der Benchmark-Index für die Eurozone, der Euro Stoxx 50 notiert aktuell bei 2.837 Zählern. Das sind 200 Punkte weniger als vor Großbritanniens EU-Austritt.
Wegen horrender Kurseinbrüchen bei Geldhäusern wie Unicredit und Deutscher Bank fragen sich Börsianer: Wer ist das kleinere Übel? Unfähige Banken CEO's und ihre Aufsichtsräte, die eine Ausrede nach der anderen abliefern, oder die bei der Europäischen Zentralbank (EZB) angesiedelte Bankenaufsicht? Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble soll Pläne in der Schublade haben, die Bankenaufsicht aus der EZB wieder herauszulösen.
Trotz niedrigsten Zinsen sind Frankreichs Staatsschulden im ersten Quartal 2016 noch einmal spürbar gestiegen. Die Schuldenquote beträgt 97,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Italiens Neuverschuldung lag zum Jahresauftakt bei 4,7% der Wirtschaftsleistung bei einer Schuldenquote von 135%. Der in den Euro-Verträgen vorgesehene 3-Prozent-Deckel bleibt für die Regierung in Rom ein unerreichbares Ziel. Den hohen Schuldenzuwächsen stehen in beiden Ländern kleine Wachstumsraten (1,1-1,4%) und hohen Arbeitslosenraten (10-12%) gegenüber.
Die Finanzmärkte hätten 2008 sehr viel früher als die Bankenaufseher verstanden, dass die Investment Bear Stearns ein Problem habe. Im Falle der US-Bank Wachovia, wo auch der Aktienkurs kräftig gefallen war, bevor die Hiobsbotschaften kamen, sei es genauso gewesen, sagte der US-Ökonom und frühere Präsidentschaftsberater Larry Summers im Gespräch mit CNBC. Das Problem ist laut Summers folgendes: Wartet man zu lange, sind die Banken nicht mehr in der Lage ohne Staatshilfe frisches Kapital einzusammeln.
An dieser Stelle kommt die Chefin der EZB-Bankenaufsicht, Danièle Nouy, ins Spiel. Sie hätte schon beim letzten Crash der Banken-Aktien zu Jahresbeginn handeln und die Geldhäuser zu höheren Kapitalpolstern zwingen müssen. Sie beließ es seinerzeit aber bei unverbindlichen Warnungen. Nun, da die Kurse der Banken noch einmal tiefer sind als im Februar 2016, wird es ungemein schwierig, für einige Banken in der Eurozone wohl schon unmöglich, sich ohne Garantien des Steuerzahlers frisches Kapital zu besorgen.
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Eurozone ist Banken-Bananenrepublik (20.02.16)
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Kommt die Eurozone noch auf einen grünen Zweig?
30.06.16
11:43