Der Euro sinkt unter 1,10 Franken. Wie nun bekannt wird, bewegte die Schweizer Notenbank letzten Monat große Summen, um den Wechselkurs in luftiger Höhe zu halten. Dem Vorhaben fehlt es an Nachhaltigkeit und Glaubwürdigkeit. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Währungshüter auf die Nase fallen.
1 Euro ist aktuell mit 1,0980 Franken so wenig wert wie zuletzt am 4. Mai 2016. Hintergrund des Rückfalls ist die Entwicklung die Devisenreserven der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Sie erhöhten sich im Mai 2016 um 14,18 Milliarden Franken auf 602,06 Milliarden Franken (+2,41%). Der steile Anstieg ist ein klares Indiz dafür, dass die SNB den Euro erheblich aufgepäppelt hat.
Untersucht man die Pflichtmitteilung der SNB an den Internationalen Währungsfonds (IWF), stellt man folgendes fest: Die SNB hat zuletzt etwa 7 Milliarden Franken (börsentäglich 320 Millionen Franken) in den Devisenmarkt einspeist, um Euro zu stützen. Die verbleibenden 7 Milliarden Franken gehen auf einen Anstieg des US-Dollar zum Franken zurück. Die SNB hält 33% ihrer Devisenreserven in US-Dollar.
Die Europäische Zentralbank (EZB) speist Monat um Monat 80 Milliarden Euro mittels Anleihekäufe in die Finanzmärkte ein, bei einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Eurozone von 10,5 Billionen Euro. Die EZB-Notenpresse spuckt also jeden Monat 0,76% des BIP aus. In der Schweiz liegt das Verhältnis bei 1,4% (BIP: 500 Mrd. Franken, Devisenmarktinterventionen: 7 Mrd. Franken).
Die Notenpresse in der Schweiz musste im Mai also doppelt so schnell laufen wie die in der Eurozone, um den Euro über 1,10 Franken zu halten. Man muss kein Experte sein, um zu erkennen, dass die von der SNB getätigten Euro-Stützungskäufe nicht nachhaltig sind. Damit steigt die Gefahr, dass es nach dem plötzlichen Mindestkurs-Aus zu einem weiteren Fiasko kommt.
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Schweiz provoziert nächsten Paukenschlag beim EUR/CHF
07.06.16
11:07