Der Euro kletterte am Freitagnachmittag auf 1,1105 Franken und erreichte damit den höchsten Stand sein anderthalb Wochen. Möglich wurde dies durch den schwächsten US-Arbeitsmarktbericht seit fünf Jahren. Das internationale Währungsgefüge gerät durcheinander. Lediglich 38.000 neue Stellen wurden geschaffen. Bankenanalysten hatten mit 160.000 Jobs gerechnet.
Der Abstieg der US-Wirtschaft ist deutlich erkennbar. Die US-Notenbank (Fed) hat mit ihrem Gerede über Zinserhöhungen zu viel versprochen. Dass Fed-Chefin Janet Yellen in knapp zwei Wochen den Leitzins anhebt, ist nun so gut wie ausgeschlossen. Und auch für die Fed-Sitzung im Juli sieht es mit einer auf 31% gesunkenen Wahrscheinlichkeit sehr schlecht aus.
"Wir haben immer gesagt, dass wir für die Umsetzung unserer Geldpolitik neben dem Zinsinstrument jederzeit auch wieder Devisenmarktinterventionen tätigen können"
SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg
Die Schweizerischen Nationalbank (SNB) bleibt wachsam. Sie befürchtet einen Stärkerwerden des Frankens bei einem Brexit. "Wenn sich deshalb das internationale Währungsgefüge bewegt, dann kann das auch den Franken beeinflussen", warnte SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg in einem Interview mit der "Basler Zeitung".
Auch können die SNB-Währungshüter den jüngsten Anstieg des Euro zum Franken nicht für bare Münze nehmen. Bisher ging man davon aus, dass der Euro-Franken-Kurs bei einer Normalisierung des US-Geldpolitik steigen müsste. Dass er nun zulegen kann, obwohl höhere Zinsen in den USA von Tag zu Tag utopischer werden, ist merkwürdig.
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Die nächsten wichtigen Termine, an denen mit hohen Kursausschlägen des Euro-Franken-Kurses zu rechnen ist:
- Montag, 6. Juni: Fed-Chefin Yellen hält eine Rede über Wirtschaftsausblick und Geldpolitik
- Dienstag, 7. Juni: SNB veröffentlicht die Höhe ihrer Devisenreserven
- Mittwoch: 15. Juni: Sitzung der US-Notenbank (Fed)
- Donnerstag, 16. Juni: Vierteljährliche Notenbanksitzung der SNB
- Dienstag 21. Juni: Urteil vom deutschen Bundesverfassungsgericht über Whatever-it-Takes von Mario Draghi
- Donnerstag, 23. Juni: Großbritannien entscheidet über seine EU-Mitgliedschaft