Grundsätzlich "bleibe es möglich, dass wir den Zins weiter senken", sagte Zurbrügg im Gespräch mit der "Basler Zeitung". Der CHF 3-Monats-Libor lag am Ende des 1. Quartals 2016, dem Banken-Stichtag für die letzte Zinsberechnung, bei -0,73%. Dies führt dazu, dass ein Kreditnehmer mit einem Zinsaufschlag (Marge) von 0,60% keine Zinsen auf seinen Kredit zahlen muss. Einer mit einem Aufschlag von 1% aber schon.
Zinsberechnung bei Aufschlag 1%, Kreditsumme 180.000 Franken:
- CHF 3-Monats-Libor von -0,74% + 1% Aufschlag = Kreditzins von 0,26%
- 0,26% von 180.000 Franken = 468 Franken pro Jahr (p.a. - per annum)
- 468 Franken geteilt durch 4 = 117 Franken pro Quartal
- 117 Franken zum aktuellen EUR/CHF-Kurs von 1,11 = 105 Euro
Der Bankkunde mit dem Zinsaufschlag von 0,60% wartet auf Österreichs oberste Richter, um mit seinem Kredit etwas zu verdienen. Denn das Zinsmonopol der Banken wackelt. Auch der Bankkunde mit dem Zinsaufschlag von 1% muss sich in Geduld üben. Denn die SNB wird aller Voraussicht nach auf ihrer Sitzung am 16. Juni 2016 - eine Woche vor dem Brexit-Votum - die Zinsen nicht senken.
Danach aber vielleicht schon. Bei einem EU-Austritt der Briten könne sich das internationale Währungsgefüge ändern, erläuterte Zurbrügg. Dies würde dann womöglich zu einer Renaissance des Schweizer Frankens als sicherer Hafen führen. Die SNB müsste mit einer Zinssenkung gegenhalten und darauf vertrauen, dass sich eine Situation wie Anfang 2016 einstellt.
Zu Jahresbeginn war der Euro während den Börsenturbulenzen mehr sicherer Hafen als der Franken. Dies führte dazu, dass der EUR/CHF-Wechselkurs Anfang Februar 2016 mit 1,12 auf den höchsten Stand seit 13 Monaten kletterte.