Während sich die Brexit-Panik legt, tastet sich der Eurokurs Richtung 1,10 Franken vor. Börsianer nehmen einen kräftigen Schluck aus der Pulle. Notenbanken und Politik lassen sich die Butter nicht vom Brot nehmen. Sie pumpen frische Milliardensummen in Finanzmärkte und Wirtschaft. Die Eurozone zögert noch. Doch auch sie wird etwas liefern müssen, um einen Untergang der Banken, der die Konjunktur abschwächen und die Arbeitslosigkeit wieder erhöhen würde, zu verhindern.
Japan macht den Anfang: Ministerpräsident Shinzo Abe kündigt nach dem Sieg seiner Partei bei den Wahlen zur zweiten politischen Kammer neue Konjunkturprogramme an. Am Donnerstag ist Sitzung der Bank von England (BoE). Marktteilnehmer rechnen mit einer Leitzinssenkung von 0,50% auf 0,25%. Chinas Handelsminister klagte bei einem G20-Treffen am Wochenende mit seinen Kollegen über die schwache Weltwirtschaft. Auch das ist ein Indiz dafür, dass es hier bald neue Konjunkturprogramme geben wird.
Die Eurozone muss ihren Banken dringend Geld zukommen lassen. Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, David Folkerts-Landau, fordert ein 150-Milliarden-Euro-Rettungsprogramm für die Institute. Die gesamte Branche sei derzeit unter einem großen Druck. Besondere Aufmerksamkeit erfordere Italien, sagt der Ökonom im Gespräch mit der Zeitung "Welt am Sonntag". Aber auch für die Deutsche Bank wird es allmählich eng, sollte ihre Aktie weiter heruntergeprügelt werden.
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Die Amerikaner können sich zurücklehnen und es laufen lassen. Sie haben ihre Hausaufgaben gemacht. Die Banken sind sehr stark, die Arbeitslosigkeit unter 5%. Weil die Inflation in den USA immer noch recht niedrig ist, kann die US-Notenbank (Fed) von einer Leitzinserhöhung absehen. Höbe die Fed tatsächlich die Zinsen an, schösse sie sich ein Eigentor wie die Briten mit ihrem Brexit. Der US-Dollar würde aufwerten und die US-Konjunktur sich wieder abkühlen.
Neben den großen Notenbanken haben auch die aus der zweiten Reihe Spielraum für Lockerungen. In Brasilien und Russland ist die Inflation am fallen. Spekulationen über Leitzinssenkungen schießen ins Kraut. Die Reserven der indischen Zentralbank werden unter die Kontrolle der Regierung gebracht, um staatliche Banken zu rekapitalisieren. Vorausgegangen war die Rücktrittankündigung des indischen Notenbankchefs Raghuram Rajan, dessen restriktive Geldpolitik der Regierung ein Dorn im Auge ist.
Die Risiko-Rallye kann also weitergehen: Für den Euro-Franken-Kurs ist entscheidend, was die Eurozone zustande bringt. Neben den 150 Milliarden Euro für die Banken stehen auch noch ganz andere Summen im Raum. Der frühere Chef der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Philipp Hildebrand, empfiehlt den Europäern Zwangsspritzen für die Banken in Höhe mittlerer dreistelliger Milliardensummen nach US-Vorbild. Der Steuerzahler dürfte am Ende daran verdienen. In den USA habe er einen Gewinn von 15 Milliarden Dollar gemacht, rechnet Hildebrand in der "Financial Times" vor.
Der Plan hat einen gewissen Charme: Die Staaten würden vorübergehend als Anteilseigner in die Banken gehen und das unfähige Personal, das die Geldhäuser in Schieflage brachte und vielerorts weiterhin in Amt und Würden ist, endlich vor die Tür setzen. Für die Eurozone dürfte das Ganze aber eine Nummer zu groß sein.