Dem Euro imponiert die auf den tiefsten Stand seit fünf Jahre gesunkene Arbeitslosigkeit in der Eurozone nicht. Auch die expandierende Industrie und das konstruktive Umfeld an den Aktienmärkten schlägt nicht an. Der Euro klebt bei 1,08 Franken fest. Es braucht gute Nachrichten aus dem Bankensektor, damit der Wechselkurs in der zweiten Jahreshälfte die Marke bei 1,15 anpeilen kann.
16,27 Millionen Personen in der Eurozone stehen weiterhin ohne Arbeitsplatz da. Das entspricht einer Arbeitslosenrate von 10,1% und ist mehr als doppelt so viel in der Schweiz oder den USA. Vor der Finanzkrise 2008 waren lediglich 7% ohne Arbeit. Was bisher an Reformen von Frankreich, Italien und Spanien auf dem Tisch liegt, dürfte nicht ausreichen, um das Vorkrisen-Niveau wieder zu erreichen.
Die Industrie in der Eurozone erreichte im Juni 2016 das stärkste Wachstum seit einem halben Jahr, meldet das Forschungsinstitut Markit. In Deutschland und Österreich ist die Stimmung unter den Einkaufsmanagern besonders gut. Hier liegen die Indizes mit 54,5 Punkten deutlich über der Wachstumschwelle von 50 Zählern. Es folgt Italien mit 53,5 Punkten. Frankreich bleibt mit 48,3 Punkten das große Sorgenkind.
Teufelskreis
In Europa hätten sich die Banken von der Finanzkrise nicht erholt und würden nun von den Finanzmärkten "ernsthaft getestet", sagte George Soros vor dem Europäischen Parlament. Der legendäre Hedgefonds-Manager wirbt dafür, die im ESM-Rettungsschirm liegenden Mittel als Schutzwall für die angeschlagenen Banken einzusetzen.
Das wollen auch Italien und Spanien. Sie beißen damit aber ebenso wie mit der Forderung nach Eurobonds in Deutschland auf Granit. Aus deutscher Perspektive ließe sich das Problem lösen, in dem die Europäische Zentralbank (EZB) ihr negatives Zinsregime beendete. Dann würde die Profitabilität von Unicredit, Deutscher Bank und Co. wieder steigen.
Für EZB-Chef Mario Draghi ist ein Ende der negativen Zinsen allerdings ein rotes Tuch. Der Euro würde bei normalen Zinsen recht kräftig aufwerten und damit den gerade erreichten leichten Anstieg der Inflation wieder zunichte machen. Ferner verteuerten sich Waren aus der Eurozone in Drittländern, was der ohnehin schon zerbrechliche Konjunkturerholung schaden würde.
Fazit:
Damit der Eurokurs das Hoch vom Februar 2016 bei 1,12 Franken knackt und Richtung 1,15 steigt, braucht es gesunde Banken und ein Ende der Negativzinsen. Das ist im gegenwärtigen Umfeld ein Ding der Unmöglichkeit. Die Konjunktur in der Eurozone bleibt wegen der hohen Arbeitslosigkeit wackelig.
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EUR/CHF-Ausblick: Entrinnen aus dem Teufelskreis?
02.07.16
11:53