Märkte meiden Euro, die Schweizer Notenbank auch
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Märkte meiden Euro, die Schweizer Notenbank auch

Die Schweizer Wirtschaft stellt unter Beweis, dass sie mit dem starken Franken zurande kommt. Der Euro sinkt von 1,0935 auf 1,0840 Franken. Japans Notenbank zögert das Helikoptergeld hinaus. Heute um 22:00 Uhr MESZ kommt es für den Euro-Franken-Kurs zum Schicksalsmoment. Dann werden die Ergebnisse der Banken-Stresstests bekanntgegeben. Einstweilen scheffelt die Schweizer Notenbank Milliarden, indem sie das Engagement im Euro verringert und ihr Gold glänzen lässt.

Einen überraschenden Anstieg auf 102,7 Punkte verbucht das KOF-Konjunkturbarometer im Juli. Ökonomen hatten mit negativen Folgen des Brexit-Votums für die Schweizer Wirtschaft gerechnet. Doch dazu kommt es nicht. "Trotz erhöhter Unsicherheit über die internationale Konjunkturentwicklung haben sich die Exportchancen für die Schweizer Firmen verbessert", stellt die Konjunkturforschungsstelle (KOF) in Zürich fest. Dazu muss man wissen: Die Schweizer verdienen die Hälfte ihres Volkseinkommens (Bruttoinlandsprodukt, BIP) mit Exporten.

Die Bank von Japan (BoJ) verdoppelt die Käufe von Aktien-ETFs auf sechs Billionen Yen (52 Milliarden Euro) pro Jahr. Die Finanzmärkte hatten mit mehr gerechnet. BoJ-Chef Haruhiko Kuroda traut sich weder den bei der Bevölkerung extrem unbeliebten Negativzins zu senken, noch die Käufe von Staatsanleihen zu erhöhen. Die Erwartungen waren sehr hoch. Stand doch im Raum, dass die Regierung von Shinzo Abe zur Finanzierung von Konjunkturprogrammen eine neue, 50-Jährige Anleihe ausgibt, die sie sich dann direkt von der BoJ abkaufen lässt. Damit wäre in den Augen vieler Volkswirte das Helikoptergeld durch die Hintertür eingeführt worden.


Die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit ihr auf die Größe des Schweizer BIP aufgeblasenen Bilanzsumme hat im ersten Halbjahr einen Gewinn von 21,3 Milliarden Franken eingefahren. Ein Drittel davon geht auf die Wertsteigerung von Gold zurück. Allgemein gilt: Notenbanken setzen weiter auf Gold, und zwar nicht nur als "kleine Depotbeimischung". In Papiergeld "Made in Eurozone" ist das Vertrauen offenbar nicht so groß. Die Euro-Bestände der SNB sinken um 1% auf 41%, während die Dollar-Bestände von 33% auf 34% steigen.

Sollte die EZB-Bankenaufsicht versuchen die Lage im Bankensektor zu beschönigen, könnte der Euro-Franken-Kurs weiter fallen. Mittelgroße Geldhäuser in Italien, Portugal und Griechenland, die besonders stark unter faulen Krediten ächzen, wurden nämlich überhaupt nicht darauf getestet, ob sie eine eine starke Rezession, Turbulenzen an den Aktienmärkten und bei Staatsanleihen durchstehen können. Ferner wurden keine Szenarien auf die Profitabilität der Banken durchgespielt, die negative Zinsen miteinbeziehen und die Auswirkungen des Brexit berücksichtigen.

Die Ratingagentur Moody`s hat am Mittwoch herausgestrichen, dass die Banken in Portugal zu denen am schlechtesten kapitalisierten Geldhäusern der Eurozone gehören. Weil die Banken-Stresstests unvollständig sind, dürfte die Kritik an der EZB-Bankenaufsicht und ihren öffentlichen Gesichtern, Danièle Nouy und Vitor Constancio, lauter werden. Beide sind den hohen Ansprüchen, die einst an die Gründung der Bankenaufsicht gestellt wurden, nicht gerecht geworden. Die EZB-Bankenaufsicht hinkt meilenweit den Standards der Aufseher in den USA, Großbritannien und der Schweiz hinterher.

Zum Thema:
"Die Last von 360 Milliarden Euro faulen Krediten", Deutschlandfunk, 28.07.16