Der Euro kraxelt nach oben. Mit bis zu 1,0967 Franken kostet er aktuell so viel wie zuletzt vor zehn Wochen. Kann er die Stärkephase fortsetzen und neue Hochs jenseits von 1,10 anvisieren? Oder machen die Alten in der Eurozone mit dem maßlosen Festhalten an ihren Privilegien doch wieder alles zunichte? Fakt ist: Der Euro-Wechselkurs hat irgendwo zwischen 1,12 und 1,15 Franken eine Betondecke über dem Kopf.
Eine der größte Baustellen in der Eurozone ist die hohe Jugendarbeitslosigkeit. Italiens Regierung freut sich zwar über einen Rückgang der Arbeitslosenrate von 11,6% im Juli auf 11,4% im August. Die Jugendarbeitslosigkeit stieg aber von 37,3% auf 39,2%. Nicht gerade für einen diskriminierungsfreien Arbeitsmarkt spricht auch die Tatsache, dass italienische Männer gemäß den statistischen Erhebungen leichter einen Job finden als Frauen.
Anstatt für mehr Chancengleichheit zu sorgen, hofft man in Italien darauf, dass sich das Problem von alleine löst. Zum Start des neuen Ausbildungsjahres sind 172.224 Plätze unbesetzt geblieben, meldet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Es mag zwar bizarr klingen: Aber für die Renzi-Regierung wäre es durchaus interessant, junge Arbeitslose für deren Ausreise nach Deutschland oder UK, wo sie einen Job fänden, zu bezuschussen.
In der gesamten Eurozone verharrte die Arbeitslosenrate im Juli bei 10,1%, teilt Eurostat mit. Dass ist eine kleine Enttäuschung. Volkswirte hatten mit einem Rückgang auf 10,0% gerechnet.
Für den Euro ist die Arbeitsplatzproblematik in weiten Teilen des Währungsraums problematisch. Gäbe es mehr Jobs für die junge Generation, würde sich nach geltenden volkswirtschaftlichen Gesetzmäßigkeit ein Anstieg der Inflationsrate allmählich einstellen. Produktivität und Innovationskraft in Ländern wie Italien und Spanien zögen an.
Doch die Inflation in der Eurozone ist nicht gestiegen, sondern von 0,9% im Juli auf 0,8% im August überraschend gefallen. Ein Ende der ultralockeren Geldpolitik ist somit nicht in Sicht, weshalb der Eurokurs irgendwo bei 1,12-1,15 Franken eine Betondecke über dem Kopf haben dürfte. Die Verantwortlichen in der Eurozone haben in Sachen Inflation noch nicht einmal den Knick im Tunnel erreicht, an dem sie Licht sehen.
Wolfgang Schäuble ist 73 Jahre, Mario Draghi 68 Jahre, Angela Merkel 62 Jahre und Jean-Claude Juncker 61 Jahre. Matteo Renzi ist zwar erst 41 Jahre. Seine Politik ähnelt aber sehr stark der des inzwischen 79-jährigen Berlusconis. Es ist sehr fraglich, ob sich mit diesem Personal jene Aufbruchstimmung erzeugen lässt, die die Eurozone bräuchte bzw. welche es in den USA gab, als Obama Präsident wurde.
Home »
EURCHF Analyse
» Ausblick: Die Alten Wilden bremsen EUR/CHF bei 1,15 aus
Ausblick: Die Alten Wilden bremsen EUR/CHF bei 1,15 aus
31.08.16
11:55