"Die Verhandlungen mit den USA sind de facto gescheitert, weil wir uns den amerikanischen Forderungen natürlich als Europäer nicht unterwerfen dürfen."
So äußert sich Sigmar Gabriel, der nach Angela Merkel zweitwichtigsten Figur in der deutschen Politik, im Fernsehsender ZDF.
Für die Wirtschaft Eurozone wird es aus 3 Gründen eng:
- Großbritannien geht aus der EU. Das hat negative Konsequenzen für die Eurozone, weil die britische Wirtschaft nach Deutschland die zweitgrößte Europas ist. Die pragmatische Herangehensweise der Briten in wirtschaftlichen Angelegenheiten wird man in der EU sträflich vermissen. Die EU wird ein Ort sein, wo es wieder mehr um solche Sachen wie Agrarsubventionen geht.
- Kommt TTIP nicht, ist das eine Art Rückfall in Protektionismus (Stillstand ist Rückschritt). Die USA hätten von TTIP gemäß Studien von Forschungsinstituten in puncto Wachstum zwar stärker profitiert. Allerdings hätte mit TTIP mehr Wettbewerb in der EU Einzug erhalten und es wären neue Arbeitsplätze entstanden. Die lateinischen Euroländer hätten sich etwas mehr anstrengen müssen, um von wirtschaftlich erfolgreichen Ländern wie Tschechien und den baltischen Staaten, die weitaus weniger EU-Fördergelder bekamen, nicht abgehängt zu werden.
- EU und USA werden wohl künftig öfter aneinander geraten, da die Briten nicht mehr zwischen beiden vermitteln. Momentan gibt es Reibereien, weil die EU-Kommission von der Firma Apple womöglich Steuernachzahlungen von bis zu 17 Milliarden Euro fordert. Nachdem sich die Amerikaner mit ihrer Finanzjustiz europäische Banken vorgeknöpft haben, könnten sie als nächstes Europas Automobilindustrie und deren Zulieferer, die wegen ihres Technologievorsprungs gutes Geld in den USA verdienen, gezielt abschwächen.
Am Optionsmarkt hat sich derweil die Stimmung gegenüber dem Euro verbessert und zum Schweizer Franken etwas eingetrübt. Das sogenannte 25-Delta Risk Reversal für einmonatige EUR/CHF-Optionen klettert von -1,25% auf -1,15%. Es ist der erste Anstieg seit vielen Wochen. Zwar ist ein positiver Wert, der anzeigen würde, dass das Sentiment zugunsten des Euros gedreht hat, noch recht weit entfernt. Allerdings sollte der Euro-Franken-Kurs dennoch steigen, vorausgesetzt das Minus verkleinert sich weiter.
Während das Sentiment dem Euro zuträglicher wird, bereitet die Charttechnik etwas Kummer. Der Eurokurs hat zwar durch seinen Anstieg am Freitag auf 1,0960 Franken nach mehreren Anläufen den hartnäckigen Widerstand bei 1,0940 Franken geknackt. Nun muss er aber unter Beweis stellen, dass es sich nicht um eine Eintagsfliege handelt. In den nächsten Tagen geht es darum über 1,0940 zu bleiben.