"Eine höhere globale Zinsstruktur würde dieses Währungspaar stützen, während die damit zusammenhängende Risikoaversion den EUR/CHF-Kurs belasten würde", sagt die Credit Suisse. Das ist nicht etwa eine dieser cleveren Formulierungen, die sich Devisen-Prognostiker ausdenken, um bei einem Anstieg und einem Rückfall mit einer weißen Weste dazustehen. Die zweitgrößte Bank der Schweiz trifft den Nagel hier auf den Kopf.
- Wie eine höhere globale Zinsstruktur auf den EUR/CHF-Kurs wirkt: Die Normalisierung der Geldpolitik geht von den USA aus. Infolge schwächt sich der Franken zum Dollar wegen höheren US-Zinsen ab. Danach beginnt die Europäische Zentralbank (EZB) mit einer Normalisierung durch eine Drosselung ihrer Anleihekäufe. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hält an ihrer expansiven Geldpolitik am längsten fest, weil die Inflation in der Schweiz am tiefsten ist. Infolge steigt der Euro auf 1,20 Franken oder höher.
"Möglicherweise braucht es eine Umkehr des Globalisierungsprozesses, um den disinflationären Gegenwind umzukehren, mit dem die Weltwirtschaft jetzt schon so lange zu tun hat."
Diese steile These stellt der BIS-Chefvolkswirt Claudio Borio bei einer Konferenz in Frankfurt laut einer Agenturmeldung von Dow Jones auf. Die Rückabwicklung der Globalisierung ist bereits im Gange. Nichts verdeutlicht das im Moment so sehr wie die Speedfactory von Adidas, mit der der Sportartikelhersteller wieder profitabel Turnschuhe in Deutschland herstellen kann.
- Wie Risikoaversion auf den EUR/CHF-Kurs wirkt: Kommt es in den USA, deren Volkswirtschaft sehr viel protektionistischer ist als die in Europa, zu Leitzinserhöhungen infolge eines Inflationsanstiegs, könnte die damit einhergehende Risikoaversion den Schweizer Franken wieder in seine Rolle als sicheren Hafen hineinbegleiten.
Hinter diese Behauptung machen aber nicht alle einen Haken. Denn als die Börsen im August/September 2015 und Januar/Februar 2016 bebten, stieg der Eurokurs auf Post-Mindestkurs-Hochs bei 1,1050 Franken bzw. 1,1201 Franken. Bei der Credit Suisse dürfte man hingegen auf das Börsenbeben nach dem Brexit-Votum und dem Absturz des Euros auf 1,0620 Franken verweisen.
Ausblick:
Die Deglobalisierung schadet der Schweizer Wirtschaft und damit dem Franken am meisten. Die Schweizer erwirtschaften 60% ihres Volkseinkommens mit Exporten. Zwar ist auch die Eurozone stark exportabhängig. Hier liegt der Anteil der Exporte an der Wirtschaftsleistung aber nur bei 30%.