Großes Zittern um Deutsche Bank erreicht EUR/CHF-Kurs
Home » » Großes Zittern um Deutsche Bank erreicht EUR/CHF-Kurs

Großes Zittern um Deutsche Bank erreicht EUR/CHF-Kurs

"Do no harm" - Richte keinen Schaden an. Diese simple Regel muss laut dem früheren US-Finanzminister Timothy Geithner Top-Priorität beim Umgang mit Krisenbanken haben. Im Fall der Deutschen Bank halten sich die Schlüsselfiguren nicht daran. Und so wird es von Tag zu Tag schlimmer. Die Aktie ist einstellig. Erste Großkunden ziehen Gelder ab, womit das Thema den Schweizer Franken und seinen Wechselkurs zum Euro erreicht.

Berlin ist mit der Deutschen Bank überfordert. Erst soll es einen Rettungsplan geben. Dann wird das wieder dementiert, gleichzeitig den Journalisten aber gesteckt, dass sich die Bundesregierung vorbereite. Je länger Banken-Krisen laufen, umso teurer wird die Rechnung am Ende. Auch diese Weisheit kommt aus den USA und wird in Europa sträflich ignoriert, wie die Krisen von Bankia, Monte dei Paschi und nun der Deutschen Bank zeigen.

Die ersten großen Vermögensverwalter, die die Deutsche Bank für Geschäfte mit Derivaten nutzen, hätten Aktiva abgezogen, berichtet Bloomberg News. Als diese Meldung kommt, purzelt der Euro. Er sinkt auf ein 6-Wochentief bei 1,0830 Franken. Da treten einige die Flucht in den Franken an. Sie fürchten: Über das Wochenende kommen neue Hiobsbotschaften von der Deutschen Bank, die eine der höchsten Bilanzsummen in der Eurozone hat.

Das Vertrauen ist hinüber. Der Aktienkurs sinkt immer tiefer, und mit ihm die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Deutsche Bank aus eigener Kraft aus dem Schlamassel noch befreien kann. Wer will schon einer Bank Geld geben, damit diese ihre Schulden für Rechtsstreitigkeiten begleichen kann?

The Harmful Three: Merkel, Cryan, Achleitner

Und damit sind wir bei Angela Merkel. Sie sagt, dass die Deutsche Bank "ein Teil des deutschen Banken- und Finanzwesens ist, und dass wir uns natürlich wünschen, dass alle Unternehmen, auch wenn es temporäre Schwierigkeiten gibt, eine gute Entwicklung nehmen." Im Fall von Griechenland vor sieben Jahren hatte sich die Bundeskanzlerin vergeblich gewünscht, dass private Anleger weiterhin Hellas-Schuldscheine kaufen.

Ergebnis: Merkels in Schachtelsätze verpacktes Wünsch-Dir-Was und Geithners Do-no-harm-Regel harmonieren nicht miteinander.

Deutsche-Bank-Chef John Cryan vermittelt nicht den den Eindruck die Situation unter Kontrolle zu haben. Der Engländer ist wahrscheinlich viel zu höflich für den doch schon einigermaßen geldgierigen, hochmütigen und sehr direkten deutschen Part der Bank. Aber auch Cryan ist in Sachen Do-no-harm-Regel ein dicker Schnitzer unterlaufen.

Nachdem das US-Justizministerium die 14 Milliarden US-Dollar Strafzahlung ins Spiel brachte, sagte der CEO, dass man so viel auf keinen Fall zahlen werde. Damit hat er die Reputation der Deutschen Bank in den USA, wo man sich reumütig zu verhalten hat, weiter geschadet. Sollte die Deutsche Bank doch die volle Summe zahlen, könnte sie von Aktionären wegen Cryans Aussage auf Schadenersatz verklagt werden.

Dann wäre da noch Aufsichtsratschef Paul Achleitner. Seit 2012 macht er den Job. Trotz aller Kritik strebt der 60-jährige Österreicher 2017 eine weitere Amtszeit an der Spitze des Kontrollgremiums an. Achleitner, der die deutsche Sprache besser beherrscht als Cryan, müsste auf die Situation beruhigend einwirken. Er sagt aber nichts öffentlich, wohl auch aus Angst, noch mehr Schaden anzurichten. Bei EZB-Chef Mario Draghi kann man verstehen, dass er keinen Kommentar zur Deutschen Bank abgibt. Bei Achleitner nicht.

Hier wären die Anteilseigner der Deutschen Bank wohl besser gefahren den Ex-Bundesbankchef Axel Weber, der nun dem Verwaltungsrat der UBS vorsteht, anzuheuern. Weber findet klare Worte in Sachen Kapitalaustattung und redet nicht um den heißen Brei herum. Achleitner ist auf dem besten Weg in Sachen Aktienkurs-Minus den Negativ-Rekord des früheren Aufsichtsratschef der Commerzbank, Klaus-Peter Müller, in den Schatten zu stellen.

Weiterlesen:
Banken-Crash oder Franken-Cash? Vor CoCo-Krise schützen