Es wird immer komplizierter, was die Währungshüter sich da ausdenken. Die Bank von Japan (BoJ), von der die Europäische Zentralbank (EZB) gerne abkupfert, ändert die Geldpolitik. Das neue Zauberwort in der Branche heißt: Zinskurvernkontrolle.
- Die Zinsen für kurze Laufzeiten, zu denen sich Geschäftsbanken Geld besorgen, sollen künftig deutlich niedriger sein, als die Zinsen für lange Laufzeiten, zu denen Banken Geld verleihen.
- Die BoJ hat die Daumenschrauben dazu, indem sie die Einlagenzins weiter senkt. Ferner kann sie mehr 1-3-jährige Anleihen kaufen, dafür aber den Erwerb von 10-jährigen Anleihen drosseln.
"Die japanische Notenbank schlägt mit dem heutigen Tag ein neues Kapital auf. Ziel ist es nicht mehr, soviel Wertpapiere wie möglich zu kaufen, sondern im Visier ist nun das Aussehen der Zinslandschaft bis in den langlaufenden Bereich", kommentiert Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank.
Es sieht so aus, als habe die BoJ die Geldpolitik gestrafft, weil sie ihre Bilanzsumme aufgrund der Drosselung der Käufe von länger laufenden Staatsanleihen künftig weniger stark ausweiten wird. Diesen Eindruck will BoJ-Chef Haruhiko Kuroda aber unbedingt vermeiden. Er gibt bekannt, dass man die Geldpolitik so lange lockern werde, bis die Inflation auch einmal das offizielle Ziel von 2% überschieße.
Lirazone
Die EZB könnte eine ähnliche Neuausrichtung ihrer Geldpolitik vornehmen. Denn auch sie hat ein Interesse daran, die Banken profitabler zu machen. Überdies dürfte Draghi das heiße Eisen Inflations-Overshooting anfassen. Es würde darauf hinauslaufen, dass die EZB munter weiter Anleihen für 80 Milliarden Euro pro Monat kauft, obwohl die Inflation womöglich wegen eines Basiseffektes bei den Ölpreisen über 2% steigt.
Blickt man in die Zukunft, dann sind Wertpapierkäufe kombiniert mit Inflations-Overshooting genau das, was ein Auseinanderfallen der Eurozone verhindert.
Hochverschuldete Länder wie Italien brauchen auf der einen Seite eine hohe Inflation, um ihre Schuldenlast zu reduzieren. Damit ist es aber nicht getan. Auf der anderen Seite wird die EZB als Käufer letztet Instanz benötigt, der jahrzehntelang Staatsanleihen zu Niedrigzinsen abnimmt.
In Anbetracht des neuen Ausblicks ist eine Abschwächung des Euros gegenüber dem Schweizer Franken nur logisch. Die Gemeinschaftswährung ähnelt von Tag zu Tag mehr der italienischen Lira aus den 70er und 80er Jahren. Sie hat so gut wie keine Eigenschaften mehr, die die Deutsche Mark auszeichneten.