Der Euro sinkt den fünften Handelstag in Folge. Er büßt damit die Hälfte seiner in der zweiten Augusthälfte zum Franken erzielten Kursgewinne ein. 1 Euro ist nurmehr 1,0890 Franken wert - nach 1,1001 Franken vor Wochenfrist. Um die industrielle Basis in der Eurozone ist es nicht gut bestellt. Eine Renaissance des Schweizer Frankens herbeizureden ist aber verführt. Auch er es schwer, weil die Schweizer Wirtschaft mit dem schwächer werdenden Deutschland extrem eng verflochten ist. Zudem taucht das Thema Masseneinwanderungsinitiative wieder auf dem Radarschirm auf.
In Deutschland fällt die Produktion des traditionell so starken Verarbeitenden Gewerbes auf den tiefsten Stand seit knapp zwei Jahren. Die Ausbringungen der Unternehmen lagen im Juli 2016 um 1,5% niedriger als im im Vormonat, meldet das Statistische Bundesamt. Bankenvolkswirte hatten mit einer schwarzen Null gerechnet. Nicht gerade rosig sieht es zudem in der sehr exportabhängigen Chemieindustrie aus: "Das Chemiegeschäft dürfte auch in der zweiten Jahreshälfte ohne Dynamik bleiben", so der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Marijn Dekkers.
Am Devisenmarkt müssen sie nur eins und eins zusammenzählen: Denn das Wachstum in der Eurozone stützte sich zuletzt maßgeblich auf den Außenbeitrag (Exporte minus Importe). Sein Wachstumsbeitrag lag im 2. Vierteljahr 2016 bei satten 0,5%, wohingegen die Investitionen in Anlagen und Maschinen und auf dem Bau um 0,2% sanken. Wenn die Firmen aber künftig weniger produzieren, dürfte die Exportdynamik nach USA und Asien so nicht aufrechtzuerhalten sein. Es läuft darauf hinaus, dass sich das Wachstum in der Eurozone von etwa 1,5% in 2016 auf 1% in 2017 abschwächt.
Fraglich ist, ob der Schweizer Franken von der Abkühlung profitieren kann. Zum einen hängt die Schweiz am Gängelband der Eurozone. Vor allem mit Deutschland sei die Schweizer Wirtschaft "unglaublich integriert", sagt Adam Posen, früherer Direktor bei der Bank von England und heute Chef des Peterson Institute for International Economics in Washington. Zum anderen läuft eine Galgenfrist für die Schweizer Politik Anfang 2017 ab, die Masseneinwanderungsinitiative umzusetzen.
Bei der Arbeitnehmerfreizügigkeit, welche die Schweiz gewähren muss, aber laut Volksentscheid nicht mehr zu 100% gewähren will, lässt Brüssel nicht mit sich verhandeln. In der Schweiz spricht man von der Quadratur des Kreises, um Masseneinwanderungsinitiative und uneingeschränkten Zugang zum EU-Binnenmarkt unter einen Hut zu bringen. Was jetzt schon feststeht: Schweizer Unternehmen werden es komplizierter haben, Stellen mit Personal aus dem Ausland zu besetzen, was die Wirtschaft einige Zehntel an Wachstum kosten dürfte.
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Schweizer Zuwanderungs-Angst hilft Franken zu schwächen
07.09.16
12:28