Der Euro gibt im wahrsten Sinne des Wortes den Löffel ab. Es stehen Wechselkurse bei 1,10 im Fokus. Für den EUR/CHF-Kurs kommt diese Marke aktuell nicht mehr in Betracht. Dem EUR/USD-Kurs droht das Gleiche. Teil 1 von "Whatever-it-Takes" hat einen Euro-Bürger bereits 20% Kaufkraft gekostet. Teil 2 der Umstellung von "Checks and Balances" auf "die eine Hand wäscht die andere" wird nicht minder kostspielig.
Aktuell ist 1 Euro 1,09 Franken wert. Vor einer Woche waren es noch knapp 1,10 Franken. Damit wiederholt sich die Kursentwicklung vom September, als der Euro zu Beginn kurz auf 1,10 Franken stieg, um dann bis Monatsende auf 1,08 Franken nachzugeben. Put-Optionen, also jene Optionen, mit denen Schweizer Exporteure künftige Euro-Zahlungseingänge gegen einem Rückfall des den EUR/CHF-Kurses absichern, sind wieder teurer geworden.
Das einmonatige Risk Reversal für den EUR/CHF stieg am 30. September 2016 von -1,05% auf -0,85%, was dem Euro anschließend Luft verschaffen sollte, von seinem Deutsche-Bank-Tief bei 1,0810 auf 1,0975 Franken zügig nach oben zu klettern. Das Verhältnis fiel dann aber per 4. Oktober auf -1,10% zurück. Der Euro wird damit noch kritischer gesehen als im September.
Gegen das vom Flash-Crash gezeichnete Britische Pfund hat es der Euro wesentlich leichter. Das Risk Reversal für den EUR/GBP-Kurs stieg seit letzten Freitag von +0,55% auf +1,30%, ein klares Indiz dafür, dass die Abwertung des Pfunds längst nicht vorbei sein dürfte. Gegen den US-Dollar tut sich der Euro hingegen ähnlich schwer wie gegen den Franken. EUR/USD-Risk Reversal liegt bei -0,80%.
Der Schwächste bleibt
An der Börse gibt es kein Freibier oder Free Lunch, wie sie es im angelsächsischen Raum nennen. Alles hat seinen Preis. Mario Draghi rettete mit seiner Whatever-it-Takes-Ansprache vor vier Jahren den Euro. Es war aber nicht umsonst, wie EZB und ein Teil der ihr ergebenen Medienlandschaft gerne behaupten. Whatever-it-Takes und die anschließende Implementierung bezahlten die Euro-Bürger durch den Absturz ihrer Währung von 1,40 US-Dollar auf 1,10 Dollar (-21,43%).
Die zweite Stufe der Whatever-it-Takes-Alimentierung für südeuropäische Banken und Staatshaushalte dürfte noch einmal 20% kosten. 1 Euro wäre dann nur noch 0,90 Dollar wert. Draghi könnte immer noch behaupten, dass sei nichts Ungewöhnliches, weil der Euro-Dollar-Kurs Anfang der 00-Jahre bereits unter der Parität notierte.
Dinge wie, die Bundesbank überweist Geld an den Internationalen Währungsfonds (IWF), damit dieser das Geld an das für den Rettungsschirm zu große Italien weiterreicht, sind längst nicht vom Tisch. Im Kern geht es um Folgendes: Leute wie Draghi und Constancio ersetzen das von den Euro-Vätern eingeführte System von "Checks and Balances" durch das aus ihren Gefilden bekannte Prinzip "die eine Hand wäscht die andere".
Geht man davon aus, dass die Amerikaner immer einen Weg finden werden, die Regeln in dem von ihnen dominierten System so zu ändern, dass sie prosperieren (so wie es Washington nach der Finanzkrise tat), sieht es für den Euro also ziemlich düster aus. Denn in Euroland müssen die Standards immer weiter gesenkt werden, um "der Schwächste fliegt" zu verhindern.
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Fatale Durchmogelstrategie: So geht der Euro vor die Hunde
12.10.16
11:56