In Vorahnung eines Börsenbebens sinkt der EUR/CHF-Wechselkurs auf 1,0870. Das ist der tiefste Stand seit zwei Wochen. Mario Draghi und Janet Yellen haben mit China einen Koloss vor sich, der sich nicht bevormunden lässt. Das ist für die beiden Interventionisten ein Riesenproblem, sind sie es doch gewohnt, in ihren heimatlichen Gefilden Börsianern zu befehligen, wo es langgeht. Vor gut einem Jahrhundert schickte der Westen beim Boxeraufstand Soldaten nach China, nun ist es Papiergeld.
Chinas Exporte lagen im September 2016 um 10% tiefer als im September 2015, teilt die Zollbehörde mit. Das ist ein deftige Niederlage für Yellens-Börsenbullen, die lediglich einen Rückgang um 3% erwartet hatten. "Die Wettbewerbssituation wird immer schwieriger", sagt der Pekinger Wirtschaftsprofessor Hu Xingdou laut einer dpa-AFX-Meldung. Wegen steigender Löhne in China würden immer mehr Produzenten auf Länder in Südostasien oder Indien ausweichen.
Für Fed-Chefin Janet Yellen stehen etwa 22 Billionen US-Dollar im Feuer. So hoch hoch sind die Aktienbestände der amerikanischen Privathaushalte, die es zu verteidigen gilt. Bei einer Börsenkorrektur von 10% würden sich 2,2 Billionen Dollar (das ist die Größe von Italiens Volkswirtschaft) in Luft auflösen. Wäre auf den digitalen Depotauszügen plötzlich ein dickes Minus, müssten viele Amerikaner bei ihren Einkaufstouren einen Gang runterschalten.
Mario Draghi bekommt ein Problem, weil die chinesischen Importe überraschend sanken. Damit droht der exportgetriebenen Erholung des südlichen Teils der Eurozone ein baldiges Ende. Draghi hat nicht nur den Euro zum US-Dollar um 20% abgewertet. Gegen den chinesischen Yuan schwächte man den Euro um 14% ab. Die Folge war eine trügerische Wettbewerbsfähigkeit südeuropäischer Unternehmen, die nicht auf einer Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen, sondern auf der Notenpresse beruhte.
Ausblick:
Geht es an den Aktienmärkten weiter bergab, sollten Yellen und Draghi einander konsultieren, so wie sie es beim letzen Börsenbeben taten. Yellen würde einer Leitzinserhöhung im Dezember eine Absage erteilen, Draghi das Kaufprogramm von Staatsanleihen verlängern. Der EZB-Chef dürfte eine weitere Lockerung der Geldpolitik recht schnell durchboxen wollen, zumal die Inflation in Deutschland gerade auf den höchsten Stand seit eineinhalb Jahren geklettert ist.
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Unsummen an Papiergeld in das globale Finanzsystem einzuspeisen, betreiben Europäer, Amerikaner und Japaner auch, um China abhängig zu machen. Sollte Peking für Washington eines Tages zu aufmüpfig werden, könnte man drohen den Zugang zu den Märkten abzuschneiden, so wie man es mit Russland tut. Chinas Dollar-Devisenreserven, die die Abhängigkeit vom Westen vergrößern, sind daher eher Fluch als Segen. Es gilt eine Aussage von Richard Nixon's Finanzminister John Connally aus dem Jahr 1971: "Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem."
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Die Weiße Papiergeldflut bedroht das Gelbe Reich
13.10.16
12:42