Der Schweizer Franken ist ein heißer Kandidat für den nächsten Flash-Crash. Eine dramatische Abwertung des Britischen Pfund zeigt, wie schnell es an dem als Wilder Westen der Finanzmärkte verschrienen Devisenmarkt gehen kann. Der Euro-Pfund-Kurs schiesst in wenigen Minuten von 0,8840 auf 0,9245 (+4,6%) hoch. Käme es zu so etwas beim Euro-Franken-Kurs, würde er von 1,09 auf 1,14 katapultiert werden.
Die Briten sind auf einem Anti-Immigration-Trip, der sie teuer zu stehen kommen könnte. Die Berner Regierung, die gerade inmitten einer Gesetzgebung gegen Masseneinwanderung steckt, dürfte sich ebenfalls Ärger mit der EU einhandeln. Kommen Spekulationen über den freien Zugang zum riesigen EU-Binnenmarkt, Nazi-Vergleiche und dünne Liquidität zusammen, geht es am Devisenmarkt richtig zur Sache. Ein Overshooting ist im Vergleich zu einem Flash-Crash eine lahme Ente.
"Es wird ein Preis zu zahlen sein, oder die Verhandlungen werden nicht gut zu Ende gehen", sagt Frankreichs Präsident François Hollande über den anstehenden Austritt Großbritanniens aus der EU. Die Schweiz ist in einer ähnlich verzwickten Lage. Auch hier hat das Stimmvolk per Referendum entschieden, den Zuzug von EU-Ausländern zu begrenzen.
Weil die britische Regierung Unternehmen zwingen will, bekanntzugeben, wie viele ausländische Arbeitnehmer sie anstellen, werden die ersten Vergleiche mit Nazi-Deutschland gezogen. Vermieter und Banken sollen künftig umfassende Background-Checks über Personen einholen müssen, die keinen britischen Pass haben. "Müssen wir künftig Armbinden tragen", fragt sich eine in London lebende US-Anwältin laut Bloomberg.
Auch in der Schweiz versucht man den Zuzug von EU-Ausländern zu begrenzen und den Zugriff zum EU-Binnenmarkt zu erhalten. Es ist die Quadratur des Kreises. Die EU sagt: Den Marktzugang gibt es nur gegen Arbeitnehmerfreizügigkeit. Die Berner Regierung muss den Willen des Volkes über eine Begrenzung des Zuzugs von EU-Ausländern bis Anfang 2017 umsetzen. Brüssel dürfte kaum zu Zugeständnissen bereit sein, zumal die Brexit-Verhandlungen im März 2017 beginnen sollen.
Weil die Liquidität des EUR/CHF-Devisenpaars im asiatischen Handel ebenfalls extrem dünn ist, und sich die Schweiz bald mit ähnlichen Nazi-Vergleichen wie Großbritannien etikettiert sehen könnte, gibt es auch ein Flash-Crash Risiko beim Schweizer Franken. Nicht zu unterschätzen ist die Gefahr, dass sich Frankreich in den Verhandlungen mit der Schweiz so verhält, wie es die USA in den TTIP-Gesprächen mit der EU tun. Man ist an einem Abschluss im Grunde genommen gar nicht interessiert.
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Flash-Crash: Ist der Schweizer Franken als nächstes dran?
07.10.16
12:20