Die Schweizer Notenbank erwägt einen für Franken-Kreditnehmer unliebsamen Zinsanstieg rückgängig zu machen. "Wir haben noch Raum weiter nach unten zu gehen", sagt Thomas Jordan am Rande der IWF-Jahrestagung in Washington. In den Chefetagen von Österreichs Banken dürften diese Aussagen nicht auf Wohlwollen stoßen. Hier steht man in den Startlöchern, den Schuldnern möglichst rasch wieder Zinsen in Rechnung zu stellen.
5000 Jahre in der Menschengeschichte war es Gang und Gäbe auf einen Kredit Zinsen zu zahlen. Das moderne Kreditgeschäft geht auf das alte Babylon zurück. Dann kamen Thomas Jordan und Mario Draghi und führten im großen Stil Negativzinsen ein. Plötzlich können Schuldner mit ihrem Kredit etwas verdienen. Holt sich eine Bank heute von der EZB einen Langfristkredit von 10 Millionen Euro, muss sie nur 9,98 Millionen Euro zurückzahlen.
Der Waschmittel- und Konsumgüterkonzern Henkel und der Pharmakonzern Sanofi haben sich unlängst Kredite zu negativen Zinsen besorgt. Das ist insofern von Bedeutung, weil damit die neue Lehre von Draghi und Jordan ins Wirtschaftsleben Einzug erhält. Zuvor konnten die Banken argumentieren, negative Zinsen seien eine Besonderheit des Interbanken-Marktes.
"Für die Schweiz machen sie (negative Zinsen) definitiv Sinn", sagt Jordan zu Bloomberg. Es gebe sehr viele Beweise für einen funktionierenden Wechselkurs-Kanal. Diese Argumentation ist neu. Aus der Sicht der SNB war somit der Wechselkurskanal verstopft, als 1 Euro lediglich 1,05 Franken oder weniger wert war. Ähnlich argumentierte Draghi, der seine Lockerungen mit einem für Südeuropa verstopften Kreditkanal rechtfertigte.
In Österreich sind die Gerichte mit dem Post-Babylon-Zinsgeschäft überfordert. Die Realos unter den Richtern sagen zu Franken-Kreditnehmern: Ja, ihr könnt etwas verdienen. (Urteil: Handelsgericht Wien entlastet Franken-Kreditnehmer, Die Presse, 11.09.16) Die Fundis schließen das kategorisch aus und schlagen sich auf die Seite der Banken.
Der für die meisten Franken-Kreditnehmer relevante Zins liegt aktuell bei -0,73%. Im Januar 2015 war der CHF 3-Monats-Libor bei -0,96% gewesen. Sollte der Zins um ein weiteres Viertelprozent steigen, würde das für noch mehr Franken-Kredite bedeuten: Positiver Aufschlag und negativer Zins heben sich nicht länger. Die Banken dürfen ihnen wieder Zinsen in Rechnung stellen.
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Franken-Kredite: Zinsvorteil der Kunden neigt sich Ende
09.10.16
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