Thomas Jordans rote Linie liegt bei einem Euro-Wechselkurs von 1,08 Franken. Dort lässt der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) intervenieren. Dies wird sichtbar, legt man die Entwicklung der Devisenreserven und des EUR/CHF-Wechselkurses übereinander. Nur einmal büchste der Euro seinem Schweizer Aufpasser aus. Das war beim Brexit-Votum. Hier war die Fluchtbewegung in den Franken plötzlich so immens, dass die SNB derer erst bei einem Eurokurs von 1,06 Franken habhaft wurde.
Das Weiße Haus bastelt seit Wochen an einen Case, um bei der heimischen Bevölkerung für ein stärkeres militärisches Engagement zu werben. Erst bezichtigte man Russland Hacker-Attacken, dann forderte Hillary Clinton, man müsse Putin wegen seiner Syrien-Politik zur Verantwortung zu ziehen. Und jetzt will oder muss US-Präsident Obama offenbar noch einmal zeigen, dass er keine lahme Ente ist. Die USA haben drastisch an Einfluss in Syrien verloren.
Russland hat eine ziemlich robuste Allianz geschmiedet. Dem Zweierbund zwischen Assad und Putin schlossen sich der Iran, inzwischen wohl auch die Türkei, und zuletzt China an. Die USA haben als Verbündeten nur noch das kleine Jordanien sowie Großbritannien, Frankreich und Deutschland. Das europäische Trio gilt aber in Washington als extrem schwach und unzuverlässig: Man müsse die Europäer nur anhauchen, und sie fallen um.
Die britische Regierung ist nicht einmal mehr in der Lage wegen den Brexit-Folgen und der massiven Pfund-Abwertung die Bevölkerung mit ihrem Lieblingsbrotaufstrich Marmite zu versorgen. Frankreichs Präsident Hollande ist seit Amtsantritt überfordert und versucht mehr schlecht als recht, eine immer größere wirtschaftliche Unterlegenheit gegenüber Deutschland mit militärischen Engagements zu kaschieren.
Angela Merkel ist innenpolitisch angeschlagen und liebäugelt auf eine Regierungsbildung mit der in Washington als suspekt geltenden Grünen Partei. Ferner gilt die Kanzlerin als jemand, der nicht über seinen nordatlantischen Vertrauenskreis hinausdenken will, und das, obwohl sie der russischen Sprache mächtig ist.
Neben dem Schweizer Franken profitiert Öl. Russland dürfte ein Interesse daran haben die Spannungen mit den USA im Nahen Osten hoch zu halten, weil sich der Ölpreis davon offenbar beeindrucken lässt. Das für geopolitische Risiken besonders anfällige Nordseeöl Brent kletterte in dieser Woche mit 54 US-Dollar auf den höchsten Stand seit einem Jahr.
Zum Leidwesen der Schweiz reißen untermauernde Nachrichten für den Franken aus dem Nahen Osten nicht ab. Die Regierung in Saudi-Arabien ließ in dieser Woche durchblicken, dass man die feste Anbindung des Riyal an den US-Dollar wegen immer schlechter werdenden Staatsfinanzen aufgeben könnte. Bei einem De-Pegging würde der Riyal massiv an Wert verlieren. Saudische Haushalte und Unternehmen müssten in den Schweizer Franken flüchten, um ihre Kaufkraft zu bewahren.
Niemand wird in den Draghi-Euro gehen wollen, weil man mit ihm auf kurz oder lang den nächsten Kaufkraftverlust erleidet.