Ein etwaiger US-Präsident Trump bringt den Euro kurz in Verlegenheit. Er purzelt am Freitagabend, als bekannt wird, dass das FBI neue Ermittlungen wegen Emails von Hillary Clinton aufnimmt, von 1,0860 auf 1,0830 Franken. Schließlich stabilisiert sich die Devisennotierung bei 1,0850. Trump als Monster für die Börsen und damit auch für den Euro-Franken-Kurs darzustellen, ist ein dicker Fehler des Establishment.
Mit einer gewissen Verzögerung trägt der Euro den guten Konjunkturdaten doch noch Rechnung. Ifo-Geschäftsklima, Einkaufsmanagerindizes und ein Indikator über die Wirtschaftsstimmung haben sich in der Eurozone im Oktober überraschend kräftig aufgehellt. Das US-Wirtschaft ist so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr, was den Europäern mehr Wachstum über die Exportschiene verschaffen wird.
Der Euro sank zwischen dem 4. Oktober und 24. Oktober 2016 von 1,0975 auf 1,0796 Franken (-1,63%). Nun kann er sich also bei 1,0850 Franken stabilisieren. Ob das nachhaltig ist, wird man sehen. Spekulanten am Devisenoptionsmarkt lassen sich bisher nicht aus der Ruhe bringen. Das in EUR/CHF-Optionsprämien ausgedrückte Anti-Euro-Sentiment macht keine Anstalten geringer zu werden.
Trump-Wahlsieg nach Brexit-Vorbild
Vorherrschende Ansicht sei offensichtlich, dass ein Sieg Trumps negativ für die Finanzmärkte und die US-Börse wäre, ein Sieg Clintons dagegen positiv, sagt der Schweizer Börsenexperte Marc Faber in einem Interview auf CNBC. Als Trumps Siegchancen wegen den FBI-Ermittlungen steigen, weiten sich die Verluste an den Aktienmärkten dann auch aus.
Als die FBI-Nachricht kommt, wird der Schweizer Franken gegen den Dollar 1% stärker. Das führt dazu, dass es den Euro-Franken-Kurs beinahe noch einmal unter 1,08 schleudert. Der Contarian Marc Faber ist sich nicht so sicher, ob Trump wirklich so schlecht für die Börse wäre. Clinton wäre aus seiner Sicht das größere Übel, weil sie den US-Hegemonieanspruch bedingungsloser durchsetzen würde.
Von Trump ist bekannt, dass er die US-Unternehmenssteuer von 35% auf 15% senken will, was den US-Börsen den nächsten Schub geben könnte. Clinton hat in der dritten Fernsehdebatte angekündigt, noch mehr Waffen in den Irak zu liefern und Flugbverbotszonen einzurichten. Trump ist mit solchen Dingen sehr viel vorsichtiger. Clintons Aggressivität wird in der Berichterstattung allerdings kaum thematisiert.
Für den Euro-Franken-Kurs könnte es auf eine ähnliche Reaktion wie beim Brexit-Votum hinauslaufen. In einem ersten Schock sank der Euro zwar auf 1,0620 Franken. Als sich dann herausstellte, dass alles bei weitem nicht so schlimm war wie von den Schwarzmalern des Internationalen Währungsfonds (IWF) und seinen Claqueuren erwartet, begann sich der Euro zu erholen. Er stieg bis Anfang September auf 1,1001 Franken.
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Trump gewinnt doch noch - EUR/CHF-Reaktion
29.10.16
11:30