Im Industriesektor der Eurozone läuft es so gut wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr, zeigt der Einkaufsmanagerindex (PMI) von IHS Markit. Den PMI-Index schauen sich Analysten besonders genau an. Zum einen ist er einer der zuverlässigsten Indikatoren. Zum anderen hat er Signalwirkung. Investieren die Produzenten verstärkt, kommt es wenige Monate später oft zu einer Aufhellung der Verbraucherstimmung.
Der PMI-Index stieg im Oktober 2016 auf 53,5 Punkte bei einem mittleren Eurokurs von 1,09 Franken. Zu Jahresbeginn lag der PMI lediglich bei 52,3 Zählern, der Euro kostete seinerzeit aber bis zu 1,12 Franken. Dass der Euro so schwach bleibt, ist ein Indiz dafür, dass die USA unter ihrem neuen Präsidenten Trump Industriepolitik auf Kosten der Europäer machen werden.
Wenn von Wirtschaftsjournalisten immer erzählt wird, dass beispielsweise die in der Stahlindustrie verlorenen Jobs für immer weg sind, dann ist das blanker Unsinn. Gerade in den USA gibt es Platz nach oben, wie folgendes Beispiel zeigt:
- Deutschland wird 2016 etwa 42,5 Millionen Tonne Rohstahl produzieren bei einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 4 Billionen Dollar.
- Die USA werden im laufenden Jahr etwa 69 Millionen Tonne Rohstahl erzeugen bei einem BIP von 18 Billionen Dollar.
Würden die USA im Verhältnis zu ihrem BIP so viel Stahl produzieren wie Deutschland, kämen sie auf 191 Millionen Tonnen. Der neuen Trump-Regierung würde aber wahrscheinlich schon ein Anstieg auf 100 Millionen Tonnen reichen, um die versprochenen Jobs in der Stahlindustrie zu schaffen.
America First
Der neue US-Präsident dürfte darauf pochen, dass mit dem Geld aus den bald kommenden Konjunkturprogrammen nur Stahl aus der heimischen Schwerindustrie gekauft wird. Um das sicherzustellen, müsste die Trump-Regierung wahrscheinlich noch nicht einmal die WTO-Regeln verletzen. Man wird ein Deal machen: Die Unternehmen bekommen eine Senkung der Unternehmenssteuern von 35% auf 15%. Im Gegenzug müssen sich die Einkäufer an das Prinzip "America First" halten.
Die Europäer wird man also rausdrängen. Trump hat durchblicken lassen, dass er sich um die kleinen Leute kümmern wird. Denn für den neuen Präsidenten dürfte es ein Unding gewesen sein, dass nach der Weltfinanzkrise in den USA lauter Zeltstädte entstanden, während die Europäer ihre Leute großzügig mit Sozialhilfeprogrammen unterstützten. Die Amerikaner konnten sich das nicht leisten, auch weil sie ihren Militärhaushalt hoch halten mussten, um die Europäer zu beschützen.
Dass Trump Europas Exportüberschüsse abschmelzen will, wird bereits jetzt am Devisenmarkt eingepreist. Dies dürfte neben der ultralockeren Geldpolitik zur Alimentierung der südlichen Eurozone und des Reformstaus ein Hauptgrund dafür sein, warum der Euro derzeit so schwach gegen den Franken und Dollar ist.