"Die Anleger dürften weiterhin den sicheren Franken suchen", heißt es in der neuen Finanzmarktkolumne🔗 der Schweizer Privatbank J. Safra Sarasin. Ihr Ausblick: Die SNB werde sich auch in den kommenden Wochen nicht zurücklehnen können. Sollte der Aufwertungsdruck zu stark werden, könnte die SNB Anfangs 2017 ihre Leitzinsen noch einmal auf -1% senken.
Drei Mindestkurse hat die Schweiz schon verschlissen. Es begann im März 2009:
- Damals soll der spätere SNB-Chef Philipp Hildebrand Druck auf den scheidenden Jean-Pierre Roth ausgeübt haben, den Euro mit Stützungskäufen über 1,50 Franken zu halten.
- Dann kam die Zeit des offiziellen Euro-Mindestkurses bei 1,20 Franken und vier Jahre Copy-Paste-Rhetorik der SNB: Der Schweizer Franken ist immer noch deutlich überbewertet (6. September 2011; ✝ 15. Januar 2015).
- Zuletzt gab man einen inoffiziellen Euro-Mindestkurs bei 1,08 Franken, den man nach dem Brexit-Votum noch durchsetzte, auf.
Auf lange Sicht ist das, was die Schweiz macht, kontraproduktiv. Weil sie die Notenpressen-Politik mitmacht, reicht sie der alkoholabhängigen Eurozone eine Schnapsflasche nach der anderen. Ihr wichtigster Handelspartner wird dadurch immer schwächer. Was die Eurozone aber braucht, ist eine Rosskur mit einer Hartwährung, so wie sie die Schweiz nach der Mindestkurs-Aufhebung so bravourös vormachte.
Im Grunde genommen ist die SNB eine Filiale der Europäischen Zentralbank (EZB). Die EZB hat ihre Bilanzsumme hauptsächlich durch den Ankauf von Staatsanleihen inzwischen auf 3,52 Billionen Euro aufgebläht. Rechnet man die Euro-Devisenreserven der Schweiz von etwa 250 Milliarden Euro hinzu, kommt man auf eine EZB-Bilanzsumme im weiteren Sinne von 3,77 Billionen Euro.
Ausblick:
Die EZB verlängert ihr Wertpapierkaufprogramm bis Ende 2017, worauf die SNB mit einer Leitzinssenkung von -0,75% auf -1% und noch mehr Euro-Stützungskäufen reagiert. Am Devisenoptionsmarkt sind gerade einjährige Optionen, mit denen man sich gegen einen Rückfall des EUR/CHF-Kurses absichern kann, noch teurer geworden. Das ist ein Indiz dafür, dass Marktteilnehmer den Euro 2017 bei 1,00-1,05 Franken erwarten.