Die Befestigung des Euros bei 1,08 Franken ist nicht in trockenen Tüchern. Big Player am Devisenmarkt setzen den EUR/CHF-Kurs in die Abstiegsspur. "Der Franken bleibt deutlich überbewertet", sagte derweil Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Das ist in etwa so glaubwürdig, wie wenn Donald Trump plötzlich erklären würde, über die US-Grenze zu Mexiko kämen nur hochqualifizierte Einwanderer.
Am Devisenoptionsmarkt trübt sich die Stimmung für den Euro ein. Die Nachfrage nach dem Schweizer Franken steigt, was ein wenig verwundert, weil der Republikaner Trump trotz den Clinton-Emails und FBI-Ermittlungen in einer neuen Umfrage sechs Prozentpunkte hinten liegt. Der Euro war zuvor, als eine Umfrage Trump zum ersten Mal seit Monaten vorne sah, mit 1,0753 Franken auf den tiefsten Stand seit vier Monaten gefallen.
Das sogenannte 25-Delta Risk Reversal für einmonatige EUR/CHF-Optionen sinkt von -1,1% auf -1,4%. Das Verhältnis sagt aus, dass die Versicherungsprämien für Put-Optionen, mit denen sich Franken-Kreditnehmer gegen einen Rückfall des EUR/CHF-Kurs absichern können, teurer werden. Der Rückgang um -0,3% ist vergleichbar mit einem Autofahrer, der einen Unfall verursacht hat und wegen einem sinkenden Schadenfreihatsrabatt künftig eine höhere Versicherungsprämie zahlen muss.
Wie schwach der Euro im Vergleich zum Schweizer Franken abschneidet, zeigt ein Blick auf das Britische Pfund (GBP). Das 25-Delta Risk Reversal für einmonatige EUR/GBP-Optionen liegt bei +0,8%. Hier rechnen die Devisenoptionshändler also wegen den EU-Austrittsverhandlungen und eines harten Brexit mit einem Stärkerwerden des Euro gegen das Pfund.
In Anbetracht der nackten Zahlen vom Optionsmarkt erinnert das, was die Schweizerische Nationalbank macht, am Trumpschen Populismus. Dass SNB-Chef Jordan und sein Vize Zurbrügg zuletzt wieder öfter behaupteten, dass der Schweizer Franken "deutlich überbewertet" wäre, ist auch mit Blick auf die gute Lage in der Schweizer Industrie rational nicht mehr nachvollziehbar.
Die für die Schweizer Wirtschaft so wichtige Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Industrie) ist in einer ziemlich guten Verfassung. Das zeigen aktuelle Einkaufsmanagerdaten von Credit Suisse und procure.ch. Die exportabhängigen MEM-Unternehmen kommen mit einem Eurokurs unter 1,10 Franken also zurecht. Das ist ein klares Indiz dafür ist, dass der Franken weder "überbewertet" und schon gar nicht "deutlich überbewertet" ist und die SNB mal wieder mit gezinkten Karten spielt.
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Dammbruch droht: Euro sieht kein Licht im Tunnel
03.11.16
11:58