Der Euro ist ein Mauerblümchen und bleibt eines
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Der Euro ist ein Mauerblümchen und bleibt eines

Der Euro notiert aktuell bei 1,0750 Franken. Er ist 4% schwächer im Vergleich zum Februar, als er 1,12 Franken kostete und 2% leichter als im September, als er bei 1,12 stand. Es sind nicht jene Anleger, die wegen dem Brexit oder dem Wahlsieg von Donald Trump in den Schweizer Franken flüchten und dadurch den EUR/CHF-Kurs drücken. Der Euro ist eine unbeliebte Weichwährung.

Würden sichere Häfen eine Renaissance erleben, wäre Gold momentan nicht so günstig wie zuletzt vor einem halben Jahr. Der Franken steigt somit nicht wegen seiner Eigenschaft als Fluchtwährung. Ihm kommt natürlich die jahrhundertealte politische Neutralität der Schweiz zugute. Er wird aber vor allem wegen der exzellent aufgestellten Schweizer Volkswirtschaft gekauft.

Die Bedeutung des Euros gehe international derzeit eher zurück, sagte der frühere Bundesbankchef Axel Weber letzte Woche auf einer von der Süddeutschen Zeitung organisierten Wirtschaftskonferenz. Bevor Mario Draghi Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) wurde, hatte der Euro dem US-Dollar noch Marktanteile auf dem Devisenmarkt weggenommen.


Nun sei der Euro aber nicht mehr in einer Position, auf den US-Dollar aufschließen zu können. Er landet damit laut dem früheren Bundesbankchef in einer zweiten Liga der Währungen. Und weiter: "Die Kosten, den Euro stabil zu halten, werden uns noch eine Weile begleiten." Anders als von Draghi behauptet, würden Nullzinsen der Konjunktur nicht helfen, weil Bürger wegen ihnen verstärkt zum Sparen neigten, sagt Weber.

Darüber hinaus entfällt ein weitere Grund in den Euro zu gehen: Einige Schweizer Fondsmanager mag die Aussicht darauf, dass die EZB demnächst auch Aktien kaufen könnte, bewogen haben, sich den Aktienmärkten in der Eurozone zuzuwenden. Man sei aber weit davon entfernt mit dem Kauf von Aktien zu beginnen, erklärt nun EZB-Direktor Benoit Coeure.

Solange kein Reformruck durch die Eurozone geht, dürften Anleger vom Euro die Finger lassen. Bleiben die Reformen aus, ist der letzte Hoffnungsschimmer für jene, die auf eine Abschwächung des Frankens setzen, dass die Schweiz von einer Banken- oder Immobilienkrise erwischt wird. Eher dürfte es aber Italien oder Deutschland, deren Finanzarchitektur nicht an die Solidität der Schweiz herankommt, treffen.