Matteo Renzi sei "wie eine verletzte Wildsau, die verzweifelt um ihr Leben kämpft". Diese deftige Aussage des 5-Sterne-Populistenchefs Beppe Grillo unterstreicht, dass es für Italien und damit auch für den Euro wieder einmal ums Ganze geht. Italienische Anleger flüchten laut Recherchen der Zeitung "Wirtschaftwoche" in die Schweiz.
Der Zinsunterschied zwischen deutschen Bundesanleihen und ihren italienischen Pendants weitet sich seit Wochen aus. Die Stimmung der Wähler in Italien ist in den vergangenen Monaten gekippt. Gemäß den abschließenden Umfragen liegt das Nein-Lager bei dem für den 4. Dezember 2016 anberaumten Verfassungsreferendum mit 60% klar vorne.
Die alten Herren der EZB dürfte dann wieder einmal die Probleme mithilfe der Notenpresse auf die lange Bank schieben. Wenn dann eines Tages die dicke Rechnung kommt, müssen die jüngeren Generationen bezahlen. Sie werden nicht mehr den Luxus haben Rezessionen mithilfe der Geldpolitik einigermaßen gut abzufedern zu können, geschweige denn die Wirtschaft damit anzukurbeln.
Man darf damit rechnen, dass die EZB am 8. Dezember 2016 die Ankäufe von Staatsanleihen bis Ende 2017 verlängern wird, um Populisten das Hochtreiben der Zinsen im Lichte der anstehenden Wahlen in Deutschland und Frankreich zu erschweren. Denn um ein Prozentpünktchen mehr oder weniger Inflation geht es der EZB schon lange nicht mehr.
Marine Le Pen lässt Risikoaufschläge von französischen Staatsanleihen bereits steigen. Gewinnt in Deutschland die Anti-Euro-Partei AfD Zulauf, dürften die Zinsen in Südeuropa weiter anziehen. Anleger müssten einpreisen, dass der Zugang der PIGS (Portugal, Italien, Griechenland, Spanien) zu deutschen Bürgschaften und Kreditlinien über die Solidaritätsinstitutionen EZB und ESM gefährdet ist.
Rette sich in die Schweiz
"Normalerweise haben wir in Lugano 20 Prozent italienische Kunden und 80 Prozent Schweizer. Jetzt hat sich dieses Verhältnis beinahe umgekehrt", sagt Robert Hartmann, Geschäftsführer des Edelmetallhändlers und bankenunabhängigen Schließfachanbieters Pro Aurum, der Zeitung "Wirtschaftswoche".
Es ist keinesfalls gesagt, dass die italienische Kundschaft ausschließlich Gold kauft. Wegen der negativen Teuerung in der Schweiz und des im Vergleich zu Gold weniger schwankungsanfälligen Frankens dürften sich viele auch schweizerische Banknoten in eine Safe Deposit Box legen. Die Schweizer machen das schon lange so.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) könnte eine Woche nach der EZB-Ratssitzung ihren Leitzins in einer Abwehrreaktion auf -1% senken (aktuell: -0,75%). Dadurch wäre die Anlageform "Franken-Cash + Schließfach" noch attraktiver.
Beim Negativzins sei zwar das Potenzial für Zinssenkungen durch die "effektive Zinsuntergrenze" begrenzt, die unter anderem durch die Kosten der Bargeldhaltung bestimmt sei, sagte unlängst SNB-Direktoriumsmitglied Andrea Maechler. Wo diese Zinsuntergrenze liege, sei nicht exakt bestimmbar. "Wir gehen davon aus, dass wir, falls nötig, noch einen gewissen weiteren Zinssenkungsspielraum haben."