Die sich nach dem US-Wahl abzeichnende Zunahme von Handelshemmnissen trifft die Euroländer härter als die Schweiz, signalisiert der Rückfall des EUR/CHF-Kurses auf 1,07. Amerikaner und Briten intensivieren ihre Zusammenarbeit. Die EU reagiert mit einem Sorgengipfel. Das Trio Trump-Farage-Johnson läuft gerade zur Höchstform auf.
Der EU-Gegner Nigel Farage und Donald Trump haben sich erneut getroffen. Farage, ein exzellenter Rhetoriker, hatte den Republikaner bereits während des Wahlkampfes zur Seite gestanden. In der Wahlnacht gab Farage in der BBC zu, die US-Staatsbürgerschaft dankend anzunehmen, würde sie ihm angeboten. Dann könnte der früherer UKIP-Chef beispielsweise US-Handelsminister unter Trump werden.
Die Außenminister der EU halten derweil einen Sorgengipfel ab, um abzuwiegen, was der neue US-Präsident für Europa bedeutet. Die Sicherheitsarchitektur der Europäer ist in Gefahr, weil Trump für die Nato im gegenwärtigen Zustand keine Zukunft sieht. Die USA sind der Zahlmeister des Militärbündnisses, so wie Deutschland der Zahlmeister der Eurozone ist.
Bezeichnenderweise nimmt der britische Außenminister Boris Johnson an dem Sorgengipfel nicht teil. Man sehe dafür keine Notwendigkeit, heißt es aus London. Die britische Regierung will offenbar nicht den geringsten Eindruck erwecken, dass man die Position von Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der Trump einen Hassprediger nannte, auch nur in irgendeiner Weise teilt.
Red Tape
Die deutsche Automobilindustrie fürchten sich davor, auf Produktionskapazitäten in Mexiko sitzen zu bleiben. Von dort können die Autobauer bisher zollfrei in die USA exportieren. US-Hersteller wie Ford, die ähnlich verfahren, will Trump mit einem Einfuhrzoll von 35% belegen. Der Zoll bliebe freilich nicht auf US-Hersteller begrenzt. Besonders würde ihn Volkswagen und Audi, die massiv in Mexiko investiert haben, treffen.
Trump geht den Europäern ans Eingemachte, weil er ihnen den Zugang zum riesen US-Markt erschweren will. Es käme zu einer Schrumpfung von Europas Exportüberschüssen, die in Deutschland anfallen, von denen aber auch Länder wie Frankreich und Spanien stark profitieren, weil sie Vorleistungsgüter nach Deutschland liefern.
Der Binnenmarkt in der Eurozone ist quasi mit Leichen gepflastert. Hier steckt enormes Potenzial, das - anders als in den USA - wegen den vielen Arbeitslosen und der Anti-Dienstleistungsmentalität nicht gehoben wird. Darüber hinaus gibt es in der gesamten Eurozone jede Menge "Red Tape", also Überregulierungen und bürokratische Parallelstrukturen.
Viele Berufszweige sind so stark privilegiert, dass sie sich dem Wettbewerb gar nicht erst stellen müssen. Die Ausreden, warum das so ist, werden immer fadenscheiniger, wie das in Deutschland geplante Schutzgesetz für Apotheken zeigt.
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Schweißperlen auf der Stirn der Euro-Bosse
13.11.16
22:14