Bei der Ermittlung eines fairen Euro-Franken-Kurses gibt es ein Tauziehen: Auf der einen Seite steht die von Frankreich angeführte Gruppe der Konjunkturnachzügler. Sie kann für eine faustdicke Überraschung sorgen und dem Euro Aufwind verschaffen. Auf der anderen Seite ist die starke Schweizer Wirtschaft. Sie peilt 2017 ein Wachstum von 2% an und demonstriert damit, dass sie auch mit Eurokursen von 1,00-1,05 Franken zurechtkäme.
Das Geschäftsklima im produzierenden Gewerbe Frankreichs hat sich im Dezember unerwartet kräftig aufgehellt. Auch aus Italien gibt es gute Nachrichten. Dort hat sich der Handelsüberschuss deutlich stärker erhöht als erwartet. Weil der Euro inzwischen noch weicher geworden ist - er fiel zuletzt mit 1,0365 US-Dollar auf ein 14-Jahrestief - hat auch Italiens Wirtschaft die Chance auf Outperformance.
Sein Traum wäre die Parität des Euros zum US-Dollar, hatte Italiens Ex-Premier Matteo Renzi vor zwei Jahren dem "Wall Street Journal" gesagt. Nachdem im März und November 2015 Anläufe des Euros auf 1 Dollar zu fallen bei 1,04-1,05 scheiterten, könnte es nun im dritten Anlauf klappen. Hintergrund sind steigende Zinsen in den USA. Die US-Notenbank (Fed) peilt 2017 drei Zinserhöhungen an.
Fillon-Turbo
Es gibt viele Experten, die von einem Anstieg des Euros gegen den Schweizer Franken nichts wissen wollen. Sie begründen ihren Standpunkt oft mit einer von den Wahlen in Deutschland und Frankreich ausgehenden Unsicherheit. Schaut man genauer hin, wird aber umgekehrt ein Schuh daraus. Denn die Franzosen werden Marine Le Pen aller Voraussicht nach nicht zu ihrer Präsidentin wählen, während Merkel in Deutschland alternativlos ist.
Die Präsidentschaftswahl in Frankreich im April/Mai 2017 könnte damit zu einer Initialzündung für den Euro werden. Ein Wahlsieg des konservativen Reformers François Fillon würde einen Wendepunkt für die Eurozone markieren und den Euro-Franken-Kurs deutlich anheben.
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Für die Schweizerische Nationalbank (SNB) lohnt es sich demnach noch gut vier Monate durchzuhalten, obwohl es für Euro-Stützungskäufe wegen des robusten Konjunkturverlaufs in der Schweiz keine wirtschaftliche Notwendigkeit gibt. Dazu passt eine aktuelle Erklärung von SNB-Präsident Thomas Jordan: "Es gibt grundsätzlich keine Limite bei der Ausdehnung der Bilanz".
Die SNB dürfte also vorerst am Ball bleiben, zumal ihr oft vorgeworfen wird, den Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken zu früh aufgegeben zu haben. Man sollte sich aber nicht zu viel versprechen. Es mehren sich die Anzeichen dafür, dass die SNB ihre Schmerzgrenze den Euro zu stützen von 1,07-1,08 Franken in den zwei Jahren nach der Mindestkurs-Aufgabe auf 1,05-1,07 nach unten verlegen könnte.
Nichts spricht dagegen einen halboffiziellen Euro-Mindestkurs von 1,05 Franken zu haben, als dieser kein Hindernis für den Euro darstellt, bei einem von Frankreich ausgehenden Konjunkturimpuls auf 1,10 Franken zu steigen. Denn die Zeiten, in denen die SNB beginnt Euro-Anstiege auszunutzen, um ihre Devisenreservern abzubauen und damit den EUR/CHF-Kurs drückt, sind noch lange nicht da.
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Ausblick 2017: So zündet der EUR/CHF-Kurs den Turbo
16.12.16
15:30