EUR/CHF-Ausblick 2017-2020
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EUR/CHF-Ausblick 2017-2020

"Der Schweizer Franken ist die überbewerteste Währung der Welt. Unsere langfristigen Wechselkursmodelle zeigen, dass 1 Euro 1,40 Franken wert sein sollte." Mit dieser Einschätzung ist Steven Saywell, Chef für globale Währungsstrategie bei BNP Paribas, ein so genannter Contrarian. Man fühlt sich an JPMorgan erinnert. Die Bank hatte die Mindestkurs-Aufhebung zwei Jahre vor dem Frankenschock korrekt prognostiziert. Steigt der Euro mit den Zinsen im Rücken bis 2020 auf 1,20 Franken?

Bei BNP Paribas rechnet man 2017 mit einem Anstieg des Euros auf 1,16 Franken. Der eurofreundlichen Prognose stehen die Schafherden-Auguren gegenüber. Sie sehen den EUR/CHF-Kurs zwischen 1,00-1,03 (Commerzbank, Oberbank) und 1,12 (Erste Group, Raiffeisen). Das Problem: Es sind die gleichen Schafe, die einst davon ausgingen, dass der Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken in Stein gemeißelt wäre.

2017 könnte am Devisenmarkt das Jahr der Zinsunterschiede werden. Auf den Zinsen fußt auch der EUR/CHF-Ausblick Saywells. Er weist im Gespräch mit "Bloomberg News" ausdrücklich auf die Schweizer Zinspolitik hin. Den Eidgenossen gehe es darum, die tiefsten (negativsten) Zinsen der Welt zu haben, um Anleger davor abzuschrecken, in den Franken zu gehen.


Die Abschreckungstaktik der Schweizer ging in den letzten Jahren nicht auf. Das lag daran, dass die Notenbanken mit ihren massiven Anleihekäufe die Zinsen drückten. Doch diese Zeit neigt sich dem Ende. So rechnet die auf den Contrarian-Ansatz und Marktsentiment spezialisierte Investmentboutique sentix Asset Management für 2017 mit einer restriktiveren Geldpolitik infolge steigender Inflationsraten.

Für den Devisenmarkt ist es eine große Sache, wenn Draghi und Yellen die Interventionskralle lockern müssen, weil die Inflation am köcheln ist. Infolge werden sich Wechselkursnotierungen wieder viel stärker entlang von Aufwärtstrends und Abwärtstrends entwickeln. Es kann daher zu Anstiegen und Rückfällen kommen, die aus heutiger Sicht unvorstellbar erscheinen. Die Zeit der Seitwärtsbewegungen neigt sich dem Ende.

Die Zinsen in der Eurozone sind seit jeher höher als in der Schweiz. Das hat auch etwas mit der Qualität der eidgenössischen Anleihen zu tun, deren Ausfallrisiko beinahe bei 0% ist. Genau darin liegt die Chance für den EUR/CHF-Kurs. Sollte sich der Devisenmarkt 2017 voll und ganz auf Zinsdifferenzen konzentrieren, was er besonders gerne tut, wenn die Konjunktur Fahrt aufnimmt, könnte es zu einem Aufwärtstrend kommen.

Zwischen 2002 und 2007 wurde der Euro mithilfe von Zinsdifferenzen von 1,45 auf 1,68 Franken nach oben gepusht. Ob der Euro bis 2020 an 1,40 Franken herankommt, wo gemäß den Berechnungen von BNP Paribas sein fairer Wert liegt, ist zwar unwahrscheinlich. Sollte sich aber ein Aufwärtstrend formieren, würde der Euro auf jeden Fall das Post-Mindestkurs-Hoch vom Februar 2015 bei 1,12 Franken überwinden und eine Bewegung hin zu 1,20 Franken machen.

🔗 https://www.bloomberg.com/news/videos/2016-12-15/saywell-swiss-franc-is-most-overvalued-currency