Anleger mit dicker Brieftasche gehen auf Distanz zum Euro, und so fällt der EUR/CHF-Kurs 1,07. Da hilft es auch nicht, dass die Kreditvergabe im Euroraum an Dynamik hinzugewonnen hat. Es verdichten sich die Anzeichen, dass es 2017 zunächst einmal auf einen stärkeren Franken hinausläuft. Die Chancen eines Comebacks des Euro werden dann ab Jahresmitte immer größer.
Wer sich am Optionsmarkt gegen einen Absturz des Euros zum Schweizer Franken versichert, zahlt höhere Prämien. Das Risk Reversal für den EUR/CHF-Kurs, das aus komplizierten Berechnungen und Volatilitätserwartungen herrührt, deutet auf eine Abwärtsbewegung der Devisennotierung hin. Entsprechend sinkt das 25-Delta Risk Reversal für einmonatige EUR/CHF-Optionen von -1,1% auf -1,2%.
Das Risk Reversal ist ein zuverlässiger Frühindikator, der Anstiege und Rückgänge beim EUR/CHF-Kurs vorwegnimmt. Die Abwärtsbewegung von -0,90% am 7. Dezember über -1,10% am 20. Dezember auf -1,20% am 29. Dezember zeigt, dass Großanleger und Hedgefonds den Euro künftig unter 1,07 Franken sehen. Ihr Sentiment ist aber noch nicht negativ genug, um EUR/CHF-Kurse bei 1,05 zu rechtfertigen.
Banken haben ihre Kreditvergabe an Unternehmen leicht erhöht, teilt die EZB mit. Auch an private Haushalte wurden etwas mehr Fremdmittel ausgereicht. Notenbankchef Mario Draghi und sein Chefvolkswirt Peter Praet loben sich für diese Entwicklung gerne selbst. Anders als in den USA und Großbritannien wird die quantitative Lockerung in der Eurozone aber nicht von einem deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit begleitet.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) könnte 2017 gewillt sein, einen "etwas stärkeren Franken zuzulassen, solange dies graduell geschieht und der Schweizer Wirtschaft genügend Zeit eingeräumt wird, sich an die Wechselkurssituation anzupassen", sagt die HSH Nordbank. Das Geldhaus sieht den Euro bis Jahresmitte auf 1,06 Franken sinken. Anschließend soll es bis Ende 2017 auf 1,10 Franken nach oben gehen.
Zum Thema: Alle EUR/CHF-Prognosen für 2017 auf einen Blick
Mit der Prognose, dass der Euro ab Mitte 2017 wieder steigt, könnte man goldrichtig liegen. Sollten die Franzosen den wirtschaftsliberalen François Fillon im Mai zum Präsidenten wählen, ginge womöglich ein Reform-Ruck durch die Eurozone. Die Politik würde dem Beschäftigungsaufbau Priorität einräumen. Bisher weigert man sich in Paris, und noch viel stärker in Rom und Madrid, für Generationengerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt zu sorgen.
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EUR/CHF-Ausblick 2017: Erste Hälfte runter, zweite rauf
29.12.16
15:30