90.000 Privathaushalte in Österreich haben Franken-Kredite über 20,7 Milliarden Euro am laufen. Vor anderthalb Jahren waren es gemäß den Finanzmarktaufsicht (FMA) in Wien 138.000 Haushalte bei 26,1 Milliarden Euro. Erklärtes Ziel von FMA und Banken ist es, die restlichen Kreditnehmer in eine Euro-Konvertierung hineinzubegleiten. Innovative Lösungen, von denen beide Seiten profitieren, bleiben außen vor.
Überzeugend sind die Argumente der Finanzaufseher nicht: So warnte die FMA gerade darüber, dass die Banken alleine im Jahr 2015 eine Milliarde Euro mehr an Sicherheiten für ausstehende Fremdwährungskredite von ihren Kunden verlangten. Das ist nicht verwunderlich, hob doch die Schweizerische Nationalbank (SNB) seinerzeit den Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken auf und schuppste damit die meisten Kreditnehmer ins Minus.
Warum macht sich die FMA nicht die Mühe aktuelle Zahlen vorzulegen? Eine Statistik bis Mitte 2016 würde womöglich zeigen, dass wegen stabiler Wechselkursentwicklung, steigenden Häuserpreisen, besseren Börsen und tiefen Schweizer Zinsen weniger Sicherheiten gefordert werden. Doch eine solche Erhebung würde nicht in die Argumentation der FMA passen. Die Finanzaufseher vertreten den Standpunkt: Nur wenn Franken-Kreditnehmer zu 100% in den Euro gehen, können sie ruhig schlafen.
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Es sind alle darin einig, dass die größte Gefahr vom EUR/CHF-Wechselkurs ausgeht. Die Aussicht Verluste zu realisieren, also den Franken-Kredit in einen Euro-Abstattunskredit zu konvertieren, ist aber nicht gerade verlockend. Hinzu kommt, dass viele Kreditnehmer keine Zinsen zahlen, weil der CHF 3-Monats-Libor seit zwei Jahren zwischen -0,74% und -0,80% liegt. Bei der Umwandlung in einen Euro-Kredit müssten sie hingegen mit einer Zinsbelastung von etwa 1,5% p. a. rechnen.
Banken haben nichts zu bieten: Weder Infografiken noch Online-Rechner zur Ermittlung der vollständigen Kosten einer Konvertierung. Die Chancen, dass es der Bank Austria mit dieser schnöden Botschaft an Fremdwährungskreditnehmer gelingt, wechselunwillige Kunden umzustimmen, sind sehr gering. Kreditnehmer werden oft wie kleine Kinder behandelt, die sich in der Filiale bei einem Berater zu melden hätten.
Eine Lösung ist die Kreditschuld auf mehrere Währungen unter Einbeziehung des Euros zu verteilen. Für die Banken wäre das ein Erfolg: Ein Teil des Fremdwährungskreditvolumens liefe künftig in Euro, was weniger Eigenkapital binden würde. Franken-Kreditnehmer hätten das Wechselkursrisiko besser gestreut. Sie könnten eine Exit-Strategie vorbereiten, die nicht so arg den Geldbeutel strapaziert wie eine überhastete Konvertierung zu einem tiefen EUR/CHF-Kurs.
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Wie CHF-Schuldner das Wechselkursrisiko loswerden (1/2)
17.12.16
15:30