Europäer und Schweizer werden noch Jahre brauchen, um das, was die USA gerade vorgemacht haben, nachzumachen. Höhere Zinsen sind für die Schweiz ein absolutes No-Go, weil der Franken noch stärker werden würde. In einer ausweglosen Lage ist die Eurozone. Hier ist man mit der Abschaffung der Zinsen All-in gegangen und tut so, als hätte man die Inflation gleich mitabgeschafft.
Mindestens bis April 2018 werde die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Leitzins (aktuell: -0,74%) stabil halten, sagen 13 von 14 Analysten gemäß einer Reuters-Umfrage. Das ist eine gute Nachricht für Franken-Fremdwährungskreditnehmer in Österreich. Sie werden auch künftig Zinsen sparen und damit einen Teil aufgehäuften Wechselkursverluste ausgleichen.
Stärkerer Franken
"Je länger der Franken auf den aktuellen Notierungen verharrt, desto weniger gerechtfertigt scheinen Fremdwährungskäufe", schreibt die Credit Suisse in ihrer neuen Ausgabe "Monitor Schweiz". Bei der zweitgrößten Bank der Schweiz glaubt man, "dass die SNB im Verlauf des Jahres 2017 weniger aktiv am Devisenmarkt intervenieren wird und einen stärkeren Franken tolerieren könnte."
Mit einem Zinsimpuls aus der Eurozone, der den Euro-Franken-Kurs stützen würde, ist nicht zu rechnen. Laut EZB-Chefvolkswirt Peter Praet sei man noch längst nicht für höhere Zinsen gerüstet. "Wir sind noch nicht so weit", sagt Praet der Wochenzeitung "Die Zeit". In den USA sei die Konjunkturerholung deutlich weiter fortgeschritten, fügt der Belgier hinzu.
EUR/CHF-Parität
Aus taktischer Sicht kommt es am Devisenmarkt darauf an, wer sich nach der zweiten Leitzinserhöhung der Fed gegenüber dem US-Dollar besser behaupten kann: Der Euro oder der Schweizer Franken? "Der Dollar hat einen Höhenflug, der Dollar hat Momentum und ist zurzeit unaufhaltsam", sagt David Bloom, Chef für globale Devisenstrategie bei HSBC, dem Börsensender CNBC.
Ein mögliches Szenario für 2017/18:
Der Euro schwächt sich gegen den US-Dollar tief unter die Parität ab. Es kommt zu einem unerwartet steilen Anstieg der Euro-Inflation, weil die Importpreise für Rohstoffe und die Energiekosten deutlich anziehen. Die EZB wird jetzt versuchen sich durchzumogeln, da eine Leitzinserhöhung die Konjunkturerholung in der Eurozone, die einzig und allein von der Notenpresse abhängt, killen würde.
Draghi und Praet müssen sich der Ausreden des türkischen Präsidenten Erdogan, der dunkle Mächte für die Abschwächung der türkischen Lira verantwortlich macht, bedienen, um ihr All-in-Pokerspiel mit den abgeschafften Zinsen fortzusetzen. Dadurch erodiert die Glaubwürdigkeit der EZB vollends. Der Euro fällt wegen der anhaltend ultralockeren Geldpolitik bei steigenden Inflationsraten auch gegen den Franken unter die Parität.
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US-Zinsanstieg geht vor allem zu Lasten des Euros
15.12.16
08:00