Der Euro steigt mit 1,0733 Franken auf den höchsten Stand in der vorweihnachtlichen Woche. Konjunkturdaten aus der Schweiz enttäuschen, wohingegen Frankreichs Wirtschaft einmal mehr positiv überrascht. Untermauert wird der Anstieg des Euros von Nachrichten aus dem Bankensektor. Doch die sind nur auf den ersten Blick positiv. Die Wiedereröffnung des Finanz-Casinos birgt große Gefahren für den Euro.
In Anbetracht der konjunkturellen Aufbruchstimmung in Europa fällt ein wichtiger Schweizer Wirtschaftsindikator enttäuschend aus. Das KOF-Konjunkturbarometer verharrte im Dezember mit 102,2 Punkten auf dem Stand des Vormonats. Analysten hatten mit einem Anstieg auf 103,1 Zähler gerechnet. Besser läuft es in Frankreich, wo die Konsumausgaben überraschend stark zulegten.
Die Deutsche Bank hat einen langwierige Auseinandersetzung mit der US-Justiz beigelegt. Das Geldhaus zahlt im US-Hypothekenstreit eine Strafe von 7,2 Milliarden Dollar. Damit ist das Schreckgespenst Staatshilfen, das wegen einer ursprünglich vom US-Justizministerium geforderten Summe von 14 Milliarden Dollar monatelang herumgeisterte, vom Tisch.
Banken-Schande
Ferner steigt die Stimmung im Bankensektor, weil Monte dei Paschi vom Staat gerettet wird. Die älteste und wahrscheinlich auch korrupteste Bank der Welt verhob sich 2007 mit einer 9 Milliarden Euro schweren Übernahme der kleinen italienischen Regionalbank Antonveneta. Die spanische Bank Santander hatte wenige Monate zuvor für den Kauf von Antonveneta lediglich 6 Milliarden Euro bezahlt.
Dass der Wert von Antonveneta in 12 Wochen um 3 Milliarden Euro (50%) gestiegen sein soll, hatte die italienischen Bankenaufsicht unter Mario Draghi seinerzeit nicht beanstandet. Auch von den Schmiergeldern, die sich gemäß italienischer Medien auf 1 Milliarde Euro beliefen, will Draghi nichts gewusst haben.
Da die Schmiergelder zu einem großen Teil elektronisch geflossen sein dürften, ist es sehr, sehr unwahrscheinlich, dass Draghis Bankenaufseher überhaupt nichts bemerkt haben wollen. Die italienische Notenbank, bei der die Bankenaufsicht angesiedelt war, ist zu 94% in der Hand von privaten Eigentümern (hauptsächlich Banken und Versicherungen). Die Banca d'Italia ist somit das Gegenteil einer unabhängigen Notenbank.
Inzwischen ist die Bankenaufsicht bei der EZB angesiedelt, und die hat genau so weggeschaut wie einst Italiens Aufsicht. Monte dei Paschi wurde nun zum dritten Mal seit 2009 auf Kosten des Steuerzahlers gerettet. Ginge es mit rechten Dingen zu, hätte Monte dei Paschi der Zutritt in europäische Bankenaufsicht verwehrt bleiben müssen.
Fazit:
Die EZB-Bankenaufsicht ist ein zahnloser Tiger. Für die Banken in der Eurozone ist die Rettung von Monte dei Paschi ein Signal, mit dem weiterzumachen, womit sie 2008 wegen der Finanzkrise aufhören mussten. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Banken zusammenklappen, weil sie sich verspekuliert haben. Und dann führt am Schweizer Franken als sicherer Hafen kein Weg vorbei.
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Der Rubel rollt wieder: Was das für den Euro bedeutet
23.12.16
15:30