Brodelt die Gerüchteküche, steigt der EUR/CHF-Kurs. Liegen die Konjunkturdaten dann auf dem Tisch, ist es schon zu spät. Die Euro-Käufer haben sich getreu der Börsenweisheit Buy the Rumor, Sell the News längst zurückgezogen haben. Aktuell pfeifen die Spatzen folgendes von den Dächern: Der Euro wird gegen den Franken stärker, gelingt es der Eurozone sich an den US-Aufschwung und Chinas Erholung dranzuhängen.
Anfang Dezember kamen Gerüchte über eine stärkere Konjunkturentwicklung in Euroland zusammen mit einer überraschenden Senkung der EZB-Anleihenkäufe um 20 Milliarden auf 60 Milliarden dem Euro zugute. Der EUR/CHF-Kurs kletterte kurz auf 1,09 Franken. Dann haben sich die Euro-Käufer aber wieder verabschiedet und die Devisennotierung fiel auf 1,07 zurück.
Frankreichs wirtschaftliches Comeback ist längst eingepreist. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone wird im laufenden Jahr voraussichtlich ein Wachstum von etwa 2% erreichen. Die abgehalfterte Grande Nation würde damit zum ersten Mal seit langem Deutschland, das Ökonomen bei 1,5% sehen, überholen.
Keine Experimente, keine Eigeninitiative. So lautet das Motto in Italien und Spanien. Die drittgrößte und viertgrößten Wirtschaftsblöcke der Eurozone haben enormes Potenzial, würde sie mit einer Reformagenda aus Arbeitslosen Beschäftige und damit gut gelaunte Konsumenten machen.
An dieser Stelle wird das ganze Versagen der EU-Kommission sichtbar. Anfang der 00-er Jahre hatte Brüssel Deutschland gedrängt, mit Arbeitsmarktreformen das Wachstum zu stärken. Damals lag die deutsche Arbeitslosenrate bei 10%. Nun müsste die Kommission den Südstaaten selbiges abverlangen. Doch aus Brüssel kommt nichts.
Trittbrettfahrer
Damit ist der Euro auf die Gerüchteküchen in Übersee angewiesen. Die Deutsche Bank kann sich vorstellen, dass die US-Wirtschaft ihr Wachstum auf 2,4% in 2017 und 3,6% in 2018 beschleunigen wird. Auch in China haben sich die Konjunkturdaten zuletzt aufgehellt.
Die exportabhängige Eurozone würde von höheren Wachstumsraten in den zwei größten Volkswirtschaften der Welt profitieren. Der dadurch entstehende Konjunkturimpuls ist noch nicht im Euro eingepreist.
Amerikaner und Chinesen wollen sich zwar stärker abschotten, weshalb die Gerüchte dahingehend sind, dass die Eurozone nicht so sehr profitieren würde wie früher. Das könnte sich jedoch als Trugschluss herausstellen. Man kann nicht von jetzt auf gleich die Zollmauern hochziehen. Außerdem müssen sich die USA und China zur Freude Europas immer noch an die WTO-Spielregeln halten.
Der Euro hätte also eine neue Möglichkeit gegen den Franken zu steigen, alsbald die ersten Gerüchte aufkämen, dass die Eurozone mehr Wachstum über die Exportschiene erwarten kann.
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EUR/CHF-Ausblick: Es muss über die Exporte gehen
11.01.17
08:00