Euro hat bei 1,07 Franken Betondecke über dem Kopf
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Euro hat bei 1,07 Franken Betondecke über dem Kopf

Leinen die Schweizer gerade den EUR/CHF-Kurs ab? Neue Daten über die Sichtguthaben zeigen eine größere Zurückhaltung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in Sachen Devisenmarktinterventionen. Der Euro nistet sich ferner unterhalb von 1,07 Franken ein, weil die Zinsen in Euroland aufspreizen und der Abwärtstrend immer stärker wird.

Die Sichtguthaben der Banken bei der SNB sind in den letzten zwei Wochen konstant geblieben. Hätte die SNB Euro-Stützungskäufe durchgeführt, wäre eine Erhöhung die Folge gewesen. Hinzu kommt: Die Währungsreserven der SNB stiegen im Dezember nicht, d.h. die SNB habe kaum interveniert, schlussfolgert die Landesbank Hessen-Thüringen.

Somit ist der EUR/CHF-Kurs auf sich alleine gestellt. Charttechniker haben momentan die besten Instrumente, um die Kursentwicklung zu prognostizieren. Jene, die auf Fundamentaldaten schauen, sind mal wieder Behind the Curve. Das KOF Konjunkturbarometer sank im Januar, meldet die Konjunkturforschungsstelle in Zürich. Der Franken müsste sich demnach abschwächen. Er wird aber stärker.

Dass sich der EUR/CHF-Kurs schwer tut, deutlicher unter die Unterstützung bei 1,0685 abzusacken, ist ein gutes Zeichen für den Euro. Dem steht ein Abwärtstrend gegenüber, den das letzte Wochenschluss bei 1,0684 Franken (tiefster Stand seit 17 Monaten) robuster gemacht hat. Der Trendverlauf signalisiert, dass es auf kurz oder lang bis zur nächsten Unterstützung bei 1,0530 Franken bergab gehen wird.

Zinsaufspreizung

Das Aufspreizen der Zinsen geht wieder los: In Italien steigen die Zinsen der Zehnjährigen auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren. EZB-Bankenchefaufseherin Daniele Nouy attestiert der Regierung in Rom bei der Lösung der Bankenprobleme "wenig Fortschritte". Es gebe in Italien noch viel zu tun, sagt Nouy der Zeitung Repubblica.

Portugals Zinsen auf Staatsanleihen klettern auf ein 3-Jahreshoch. Zwar steigen auch die Zinsen von deutschen Bundesanleihen. Allerdings wird hier lediglich ein 1-Jahreshoch erreicht. Der Zinsunterschied zwischen den deutschen Referenzanleihen und italienischen Papieren weitet sich von 1,4% im Juli 2017 auf 1,9% im Januar 2018 aus. In Portugal steigt er von 3,3% auf 3,7%.

Die Inflation in Deutschland steigt schneller als in Südeuropa. Wäre alles in Ordnung und die Staatsschulden aller Euroländer tatsächlich tragbar, so wie es Mario Draghi auf der letzten EZB-Pressekonferenz behauptete, müsste der Zinsabstand allein schon wegen der höheren Inflation in Deutschland kleiner werden. Das Gegenteil ist aber der Fall.

Wenn die EZB im April mit ihren monatlichen Anleihekäufen von 80 Milliarden Euro auf 60 Milliarden runtergeht, könnten das die Zinsen weiter aufspreizen. Das wäre dann wiederum ein Grund für den Euro auf 1,05 Franken zu fallen.