Die Talfahrt des EUR/CHF-Kurses geht weiter, nachdem Österreichs Notenbankchef, EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny, der raschen Eindämmung der Geldflut eine klare Absage erteilt. Der Euro purzelt mit 1,0636 Franken auf den tiefsten Stand seit Anfang August 2015, blendet man den kurzen Rückfall nach dem Brexit-Votum auf 1,0621 Franken aus.
"Ich gehe nicht davon aus, dass im Sommer irgendwelche Beschlüsse gefasst werden, wie es weiter geht", sagt Nowotny laut einer Reuters-Meldung. Die Hysterie in Deutschland wird bis dahin sicher nicht kleiner werden. Die Verbraucherpreise in Europas größter Volkswirtschaft lagen im Januar 2017 um 1,9% höher als Januar 2016. In Österreich kletterte die Teuerung seit Sommer von 0,6% auf 1,4%.
Die EZB sieht trotz der höchsten Inflationsrate in Deutschland seit dreieinhalb Jahren keinen Grund das Aufkaufprogramm von Staatsanleihen, das man vor wenigen Wochen erst bis Ende 2017 verlängerte, abzuschmelzen. Erst aber wenn die Anleihekäufe beendet seien, könne man Maßnahmen zur Zinspolitik (also Zinserhöhungen) setzen, erläutert der OeNB-Chef, der alle Entscheidungen von Draghi mitgetragen haben soll.
Für den Euro gibt es momentan ohnehin keine guten Optionen mehr. Gäbe die EZB dem deutschen Drängen nach, müsste sofort ein anderes Feuer gelöscht: Die Risikoaufschläge zwischen deutschen Bundesanleihen und südeuropäischen Schuldtiteln würden weiter steigen. Das führt in der Regel dazu, dass Anleger risikoscheu werden und in den Schweizer Franken flüchten.
Schlechte Inflation
Dass die EZB sich in eine Sackgasse manövriert hat, legt eine Analyse der Bank of America Merrill Lynch nahe. Sie warnt vor einer "schlechten Inflation", die von höheren Ölpreisen herrühre. Für die Unternehmen sei das ein problematisch, weil sie zu schwach seien ihre gestiegenen Einkaufskosten mittels höheren Verkaufspreisen an die Kunden weiterzugeben.
Der Ausblick von Nowotny und der EZB hat eine entscheidende Schwachstelle: Man geht davon aus, dass die Wirtschaft in der Eurozone in den kommenden Jahren so robust wächst wie in den letzten Monaten. Nur so lassen sich die Anleihkäufe bis 2019/2020 abschmelzen und anschließend die ersten Zinserhöhungen setzen.
Die Wahrscheinlichkeit ist aber groß, dass es irgendwann zu einem Konjunkturabschwung kommt, sei es aufgrund eines externen Schocks, oder weil die Verbraucher in der Eurozone keine Autos, Häuser, Flachbildschirme etc. mehr auf Pump kaufen. Nun können sich Nowotny und Co. aus dem Schlamassel eigentlich nur noch mit dem Helikoptergeld befreien. Die EZB würde Geld machen und an die Staaten oder direkt an die Bürger verschenken.
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Euro nimmt Nowotnys Wunschkonzert nicht für bare Münze
31.01.17
15:30