Bescheren die Wähler in den Niederlanden und in Frankreich der EU einen demokratischen Frühling, könnte das passieren, was nach der Trump-Wahl in den USA geschah: Eine Aktien-Rallye. Und die wird diesmal aller Voraussicht nach auf den EUR/CHF-Kurs abfärben und die Wechselkursverluste der Häuselbauer verkleinern. Mit der steigenden Inflation haben Franken-Kreditnehmer ein weiteres Ass im Ärmel
Als der Euro Stoxx 50 im April 2015 auf ein 7-Jahreshoch bei 3.817 Punkten kletterte, lag der EUR/CHF-Kurs lediglich bei 1,04. Damals war die Lage anders: Zum einen hatte die SNB wenige Monate zuvor den Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken aufgegeben. Zum anderen hauten Tsipras und Varoufakis auf die Pauke. Die Grexit-Furcht führte dazu, dass die Risikobereitschaft gering und die Nachfrage nach dem Franken hoch blieb.
Im Frühjahr 2017 sollte es anders sein. Die Eurozone würde erstmals seit langem ohne Risse dastehen. Wegen der steigenden Inflation und der Schaffung von neuen Jobs fassen nun auch wieder ausländische Anleger Vertrauen in den Währungsblock. Selbst Schweizer Vermögensverwalter kehren zurück, was die wichtigste Voraussetzung für einen substanziellen Anstieg des EUR/CHF-Kurses ist.
Frankenkredit-Ausblick
Die Arbeitslosigkeit in der Eurozone geht spürbar zurück, so dass es zu einem selbsttragenden Aufschwung kommt. Der Euro steigt infolge auf 1,15 Franken. Bei einem Anfang 2003 aufgenommen Frankenkredit im Gegenwert von 100.000 Euro verringert sich der Wechselkursverlust von 35.514 Euro auf 26.087 Euro.
Hinzu kommt ein weiterer Effekt: Die Inflation steigt, was Schuldnern in die Hände spielt. Wird Geld weniger wert, müssen Franken-Kreditehmer einen geringeren Teil ihres zukünftigen Einkommens für die Rückzahlung aufwenden. Bei einer steigenden Inflation sind endfällige Kredite aus Schuldnersicht weitaus besser als solche mit laufender Rückzahlung.
Warum soll ein Schuldner heute 1 Euro zu 1 Euro tilgen, wenn er in zehn Jahren bei einer jährlichen Inflation von 2% lediglich 80 Cents seiner Kaufkraft aufbringen muss, um 1 Euro zu tilgen. Den Banken als Gläubigern ist das natürlich ein Dorn im Auge. Sie versuchen Franken-Kreditnehmer in festverzinsliche Euro-Abstattungskredite hineinzudrängen.
Aus der Sicht der Banken ist das sehr sinnvoll: Bei ihnen kommt neben den laufenden Tilgungsraten auch noch Cash aus Zinsen rein. Letzterer Einnahmenquelle fehlt ihnen bei variabel verzinslichen Franken-Altverträgen. Die meisten Kreditnehmer zahlen heute keine Zinsen, weil sich negativer Schweizer Referenzzins (CHF 1-Monats-Libor oder 3-Monats-Libor) und Marge gegenseitig aufheben.
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Frankenkredite: Inflation macht Schuldner froh (2/2)
29.01.17
15:30